Fachkräftebedarf und –angebot im deutschen Gesundheitswesen

Pflegespezifische Themen; z.B. Delegation, Pflegedokumentation, Pflegefehler und Haftung, Berufsrecht der Pflegeberufe

Moderator: WernerSchell

WernerSchell
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Bekämpfung von Pflegenotstand und Fachkräftemangel

Beitrag von WernerSchell » 14.02.2011, 16:42

Brief vom 14.02.2011 an die Grünen im Landtag von Niedersachsen - gruene@lt.niedersachsen.de :

GRÜNE und Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe fordern Offensive zur Bekämpfung von Pflegenotstand und Fachkräftemangel

Sehr geehrte Damen und Herren,

Ihre Pressemitteilung habe ich mit Interesse zur Kenntnis genommen:
http://www.fraktion.gruene-niedersachse ... _fuer.html
Von hier wird seit Jahren der Pflegenotstand problematisiert und für Ausbildungs- und Einstellungsoffensiven in der Pflege geworben, auch mit Blick auf die zukünftigen Bedarfe. Dabei ist die Schaffung von bundesweit geltenden Personalbemessunngssystemen unabdingbar. Siehe u.a. die angefügte Mitteilung an den DPR vom 10.12.2011.
Ich halte es für verfehlt, Pflegenotstand und Fachkräftemangel in einem Zusammenhang zu nennen. Wenn wir nämlich die gehörigen Maßnahmen ergreifen und die Pflegekräfte pfleglich behandeln, haben wir keinen Mangel an Fachkräften, allenfalls einen Stellenmangel (in den Krankenhäuser wurden über 50.000 Stellen zugunsten der Ärzte abgebaut). Hier vor Ort kenne ich zig Pflegekräfte, die wegen unzureichender Pflegebedingungen krank geworden sind oder wegen der anstrengenden Arbeit einen Berufswechsel vorgenommen haben. Bei angemessen Arbeitsbedingungen könnten diese Personen zu einem großen Teil wieder rekrutiert werden.
Die Beschreibungen zum Fachkräftemangel passen nicht, weil diese Diskussion von der Arbeitgeberseite losgetreten wurde, letztlich wohl in der Absicht, aus dem Ausland Arbeitskräfte anwerben zu können und damit Löhne und Vergütungen zu drücken. Wir brauchen aber Vergütungen in der Pflege, die nicht nach unten tendieren. Pflege muss deutlich besser bezahlt werden!

Mit freundlichen Grüßen
Werner Schell - http://www.wernerschell.de

>>> Pflegetreff am 20.04.2011 in Neuss-Erfttal mit dem Thema "Patientenrechte und Pflegemängel im Fokus"
Näheres unter viewtopic.php?t=15134

+++
Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk
Unabhängige und gemeinnützige Initiative

Vorstand: Werner Schell - Harffer Straße 59, 41469 Neuss
Telefon 02131 – 150779 - E-Mail: ProPflege@wernerschell.de
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de

Neuss, den 10.12.2010

An den
Deutschen Pflegerat
Nachrichtlich:
Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe

Sehr geehrte Damen und Herren,

DPR begrüßt Auftakt zum Pflegedialog und verbindliche Aussagen Röslers für die Pflege in 2011
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwe ... dialog.php

Mit Ihrer Pressemitteilung und anderen Statements haben Sie die Pflege-Diaglog-Veranstaltung gelobt und gehen damit beim Bundesgesundheitsminister offensichtlich auf Schmusekurs. Dies ist - vorsichtig gesagt - überhaupt nicht nachvollziehbar, da der entscheidende Knackpunkt, der Pflegenotstand, eindeutig vernachlässigt worden ist. Der sog. Fachkräftemangel, die Anwerbung von Personal aus dem Ausland und die erneut diskutierte Qualifizierung von Arbeitslosen sind mit Blick auf die dringenden Reformerfordernisse Themen am Rande. Auch die Erörterungen über eine Neuregelung der Berufsgesetze ist ein Nebenkriegsschauplatz. Daran mögen sich einige Berufspolitiker in den Verbänden erwärmen, aber die Wertschätzung und Anerkennung der Pflegekräfte wird dadurch in keiner Weise voran gebracht.

Während meiner jahrzehntelangen Lehrtätigkeit an Krankenpflegeschulen und Fortbildungseinrichtungen habe ich schon so manche Berufsgesetze-Reform miterlebt, entscheidende Verbesserungen hat es nicht gegeben. Beispielhaft ist die neue Berufsbezeichnung "Gesundheits- und Krankenpflegerin". Viel wurde da hinein interpretiert, neue berufliche Perspektiven wurden gesehen. Von einer "Gesundheitspflegerin" ist aber weit und breit nichts zu sehen. Denn die "Krankenpflegerin" ist bereits mit den Kernpflegeaufgaben völlig überlastet. Und da sind wir wieder beim Pflegenotstand.

Was nun den DPR geritten hat, den Pflege-Dialog zu belobigen, bleibt schleierhaft. Sie hätten eigentlich dem Minister sagen müssen: Thema weitgehend verfehlt! Wir brauchen nämlich von der Politik keine Sprechblasen, sondern gezieltes Handeln, das geeignet ist, die wirklichen Probleme auszuräumen, schnellstens. Die hiesige Pressemitteilung zum Pflege-Dialog finden Sie im Forum unter folgender Adresse:
viewtopic.php?t=15201

Allerdings vermisse ich, wie ich gegenüber dem DBfK seit Jahren anrege, konkrete Vorschläge, wie z.B. die Darstellung von Konzepten für bundesweit geltende Personalbemessungssysteme. Es gibt lediglich für die Heimpflege regional unterschiedliche Stellenschlüssel. Diese sind aber für die Ermittlung von auskömmlichen Personalausstattungen in den Heimen kaum geeignet. Die Stellenausstattung in den Krankenhäusern erfolgt ausschließlich nach Kassenlage. Solche Themen gehören auf den Tisch, und zwar von Anfang an!

Mit freundlichen Grüßen
Werner Schell - http://www.wernerschell.de
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
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Service
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Streit um die Versorgung der Pflegebedürftigen

Beitrag von Service » 15.02.2011, 07:32

So schlimm war es noch nie"
Streit um die Versorgung der Pflegebeduerftigen

Pflegeratspraesident Andreas Westerfellhaus nennt die Versorgungssituation dramatisch - und droht mit einer eigenen Gewerkschaft.
TAGESSPIEGEL 08.02.11
http://www.tagesspiegel.de/politik/so-s ... 98426.html

Presse
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Registriert: 10.11.2006, 12:44

Pflegekräftemangel nein - Pflegenotstand ja

Beitrag von Presse » 16.02.2011, 08:06

Ärzte Zeitung, 15.02.2011
Kritik am Pflegekonzept der CDU im Nordosten
NEUSS (di). Der Vorschlag der CDU Mecklenburg-Vorpommern, angelernten Pflegehelfern mit zehnjähriger Berufstätigkeit den Status einer ausgebildeten Pflegefachkraft zu verleihen, stößt auf Kritik.
Das Selbsthilfenetzwerk Pro Pflege mit Sitz in Neuss glaubt nicht an einen Pflegekräftemangel, sondern an einen übertriebenen Stellenabbau in Krankenhäusern und Pflegeheimen. .... (mehr)
http://www.aerztezeitung.de/politik_ges ... sid=641092

Lesen Sie dazu auch:
Nordosten: Mit Erfahrung vom Pflegehelfer zur Fachkraft?
http://www.aerztezeitung.de/politik_ges ... kraft.html

Rita Reinartz
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Pflegenotstand - Vorschläge werden immer abstruser

Beitrag von Rita Reinartz » 16.02.2011, 10:33

Die hier diskutierten Fragen beschäftigen die professionell Pflegenden natürlich sehr. Denn diese spüren seit vielen Jahren den Druck am Arbeitsplatz. Sie erfahren keine Wertschätzung und Anerkennung, wie vielfach behauptet, sondern müssen Schwerstarbeit leisten unter sich stets verschlechternden Bedingungen. Folglich scheiden viele Pflegekräfte aus, wechseln in einen anderen Job, gehen vielleicht sogar zum MDK, oder sind einfach wegen Krankheit raus.
Jetzt nun von einem Fachkräftemangel zu sprechen, halte ich auch für falsch. Wenn wir alle ausgebildeten und noch Ausbildungswilligen in das System einbinden würden, hätten wir heute und morgen keinen Mangel. Wir brauchen folglich auch keine Fachkräfte für die Pflege aus dem Ausland. Wir können das selbst regeln, müssen nur die notwendigen politischen Folgerungen ziehen. Und da hapert es, hinten und vorne!

R.R.
Menschenwürdegarantie bedarf bei der Umsetzung entsprechender Rahmenbedingungen. Insoweit gibt es aber Optimierungsbedarf!

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