Wenn Pflege zur Seelenqual wird - skandalöser Streit

Pflegespezifische Themen; z.B. Delegation, Pflegedokumentation, Pflegefehler und Haftung, Berufsrecht der Pflegeberufe

Moderator: WernerSchell

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Roswitha Hiefinger

Wenn Pflege zur Seelenqual wird - skandalöser Streit

Beitrag von Roswitha Hiefinger » 24.03.2009, 18:31

Aus der Zeitung vom 24.03.2009

Wenn Pflege zur Seelenqual wird

75-jährige Schwandorferin wird nach einem Schlaganfall zum Streitobjekt zwischen Behörden, Familie und Pflegeheim.

SCHWANDORF. Von Thomas Göttinger, MZ

Bild
Die drei Schwestern mit einem Bild ihrer Mutter: Sie kämpfen darum, die alte Frau wiedersehen zu dürfen.

„Bitte helfen Sie mir, damit ich bald hier raus komme.“ Dies ist die Geschichte von Eleonore H., einer alten Frau aus Schwandorf, die nie in ein Pflegeheim wollte und trotzdem dort gelandet ist. Es ist auch die Geschichte ihrer drei Töchter Erika Jehl, Waltraud Ring und Michaela Öchsner, die sie gerne bei sich zuhause pflegen würden, aber das nicht dürfen. Vor allem handelt diese Geschichte von einer bitteren Realität, in der zwei der drei Töchter ihre Mutter nicht einmal an deren 75. Geburtstag besuchen konnten, weil das Heim sie mit einem Hausverbot belegt hat – und in der der Wille von Menschen, die sich nicht mehr selbst um ihre Belange kümmern können, mitunter eine eher untergeordnete Rolle zu spielen scheint.

Alles beginnt am 5. März 2007. An diesem Tag erleidet Eleonore H. einen Schlaganfall und ist linksseitig gelähmt. Inkontinenz sowie eine Demenz mittleren Grades kommen hinzu. An der Frage, wo Frau H. gepflegt werden soll, ob zuhause oder im Heim, entzündet sich ein heftiger Familienstreit zwischen den drei Schwestern auf der einen Seite und ihrem Bruder sowie dem Vater auf der anderen. Man schenkt sich nichts, kommuniziert über Rechtsanwälte und zeigt sich gegenseitig an. Der Familienfrieden sei erheblich gestört, ist den Akten zu dem Fall zu entnehmen, von einem „heißen Konflikt“ ist die Rede und davon, dass, „um die Gesamtsituation zu entkrampfen“, ein Berufsbetreuer eingesetzt werden sollte.

So kommt es auch. Obwohl mit dem Ehemann von Waltraud Ring bereits ein vorläufiger ehrenamtlicher Betreuer bestellt war, an dessen charakterlicher Eignung kein Zweifel besteht, mit dem aber offenbar insbesondere der Vater nicht zurecht kam, und obwohl Frau H. ausweislich eines Gerichtsbeschlusses gewollt hat, dass eine ihrer Töchter die Betreuung übernimmt (und auf gar keinen Fall ihr Sohn), entscheidet sich das Vormundschaftsgericht in Schwandorf schlussendlich für eine neutrale Person. Eine Berufsbetreuerin kümmert sich fortan um alle Angelegenheiten von Frau H. und bestimmt auch deren Aufenthaltsort – mit weitreichenden Folgen.

Übernahme des Textes der "MITTELBAYERISCHE ZEITUNG"
http://www.mittelbayerische.de/index.cf ... &pk=375021
Genehmigung zur Textvorstellung wurde am 29.3.2009 erteilt.

Dazu gab es folgende Leserzuschrift:

Sehr geehrte Damen und Herren, liebe Mitstreiter,

das ist der erschütternde Bericht über eine Heimbewohnerin, die gegen ihren Willen in einem Pflegeheim in Schwandorf festgehalten wird und die sagt: „Ich will zu meiner Tochter, der Waltraud!“. Die Betreuerin sieht das wohl anders....

Zudem ist das Hausverbot der Töchter, ihre Mutter zu besuchen, ein Skandal besonderer Güte. Ein Hausverbot ist immer „eine diktatorische, unmenschliche und grundgesetzwidrige Maßnahme“ so RA Frey . Es ist bekannt, daß unliebsame kritische Angehörige gerne von Heimen ferngehalten werden, denn dahinter steckt „immer eine gewisse Systematik“.

Dass zudem von den Gerichten auch zu schnell Berufsbetreuer bestellt werden, ist bekannt. Früher zögerten die Gerichte, wenn es um eine Entmündigung eines Bürgers/Pflegebedürftigen ging, heute setzen die Gerichte das Wort „Berufsbetreuer/in“ davor und eh sich ein Bundesbürger versehen kann, ist er entmündigt und ein/e „Berufsbetreuer/in“, der die Familie gar nicht kennt, entscheidet, was das Beste für den „Entmündigten“ ist.

Hinweisen möchten wir Sie hier nochmals auf das Buch der
Fernsehjournalistin Ursula Biermann „Der Alte stirbt doch sowieso!“
Der alltägliche Skandal im Medizinbetrieb
Kart. 192 Seiten
Euro 17,95/€ (D), (A) 18,50 / SFr 32,90
ISBN 978 - 3 - 451 – 29648 - 2 Herder 2009

Mit freundlichen Grüßen
Roswitha Hiefinger
Forum Pflege aktuell
ein Arbeitskreis gegen Menschenrechtsverletzungen an Pflegebedürftigen

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