Gesünder ohne Medikamente! Mehr Zuwendung für Ältere!

Rechtsbeziehung Patient – Therapeut / Krankenhaus / Pflegeeinrichtung, Patientenselbstbestimmung, Heilkunde (z.B. Sterbehilfe usw.), Patienten-Datenschutz (Schweigepflicht), Krankendokumentation, Haftung (z.B. bei Pflichtwidrigkeiten), Betreuungs- und Unterbringungsrecht

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Priscus-Liste - Forscher gegen planlose Medikamention

Beitrag von Presse » 26.05.2011, 06:49

Forscher gegen planlose Medikamention: PRISCUS-Verbund mit 1,5 Mio. EUR weiter gefördert

Medikamentenliste für Ärzte und Bewegungsprogramm für Ältere

Mit ihrem Ergebnis, dass ältere Menschen im Schnitt sechs Medikamente täglich einnehmen, von denen viele gar nicht für sie geeignet sind oder sich untereinander nicht vertragen, haben die Forscher im Verbund PRISCUS (Prerequisites for a new health care model for elderly people with multi-morbidity) für viel Aufsehen gesorgt. Als Gegenmaßnahme entwickelten sie eine Liste, die Ärzten als Hilfe bei der Auswahl und Zusammenstellung von Medikamenten für Ältere dienen soll.

Ob und wie die Liste wirkt, wollen sie in der zweiten Projektphase untersuchen: Der Verbund, koordiniert von Prof. Dr. Hans-Joachim Trampisch, RUB-Abteilung Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie, wird vom Bundesforschungsministerium (BMBF) mit 1,5 Mio. Euro für drei Jahre weiter gefördert.

Kurzliste für den Praxisalltag

83 Arzneistoffe setzte das interdisziplinäre PRISCUS-Expertenteam auf die Liste derer, die man älteren Menschen möglichst nicht verordnen sollte. Zu groß ist bei ihnen das Risiko ernster Nebenwirkungen, die den Patienten nicht selten sogar ins Krankenhaus bringen: Verwirrtheit, Herzkreislaufprobleme, Stürze. In der zweiten Projektphase wollen die Spezialisten die lange Liste noch einmal prüfen und eine handhabbare Kurzfassung für die tägliche Praxis entwickeln. Diese Liste wird dann in Hausarztpraxen in den Großräumen Ruhrgebiet und Hannover erprobt. Der Zufall entscheidet darüber, ob eine Praxis die PRISCUS-Liste erhält oder eine allgemein gehaltene Handreichung für die Verschreibung von Medikamenten an ältere Menschen als Kontrollgruppe. Über ein Jahr hinweg werten die Forscher dann die Verordnungen an 1680 Patienten über 70 Jahre dieser Praxen aus. Sie vergleichen, welche Medikamente die Patienten zu Beginn und nach Einführung der jeweiligen Liste in der Hausarztpraxis bekommen, erfragen zudem die Lebensqualität der Patienten und führen Buch über eventuelle Krankenhauseinweisungen. Nach einem Jahr soll sich zeigen, was die Kurzfassung der Liste bewirkt. Gesundheitsökonomen ermitteln darüber hinaus, ob sie auch wirtschaftliche Auswirkungen hat.

Ältere Menschen in Bewegung bringen

Ein zweiter Teil der PRISCUS-Studie bringt ältere Menschen in Bewegung. Ziel ist es, ihre Mobilität zu verbessern. Dazu haben Sportmediziner der RUB unter dem Namen HOMEfit eine neuartige Kooperation zwischen Hausärzten und Bewegungstherapeuten ins Leben gerufen, über die älteren Patienten ein spezielles Trainingsprogramm vermittelt wird. Dieses Konzept wurde in der ersten Phase der Studie erprobt. Die Studienteilnehmer werden über ihren Hausarzt angesprochen und ihre aktuelle Kraft und Koordination wird von den Wissenschaftlern in der Hausarztpraxis gemessen. Unter anderem wird ermittelt, wie schnell die Teilnehmer es schaffen, fünfmal hintereinander von einem Stuhl aufzustehen. Ein Bewegungstherapeut übernimmt dann eine eingehende Beratung zu körperlicher Aktivität und eine Einweisung in das individuelle Trainingsprogramm, das die Teilnehmer zu Hause regelmäßig absolvieren. In bestimmten Abständen finden weitere Schulungstermine in der Hausarztpraxis und am Telefon statt. Das Trainingsprogramm wird dem Fortschritt angepasst und umfasst insgesamt zwölf Wochen. Am Ende der Trainingszeit wird die Mobilität wiederum gemessen, um zu bewerten, ob das Konzept erfolgreich war.

Partner in PRISCUS

Partner in PRISCUS sind neben der Ruhr-Universität die Universität Witten-Herdecke, die Medizinische Hochschule Hannover (MHH) und die Universität Bielefeld.

Weitere Informationen

Dr. Ulrich Thiem, Abteilung Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie der Ruhr-Universität Bochum (Prof. Dr. Hans-Joachim Trampisch), 44780 Bochum, Tel. 0234/32-27253, ulrich.thiem@rub.de

Dr. Timo Hinrichs, Lehrstuhl Sportmedizin und Sporternährung (Prof. Dr. Petra Platen), Fakultät für Sportwissenschaft der RUB, 44780 Bochum, Tel. 0234/32-29166, timo.hinrichs@rub.de

Redaktion: Meike Drießen

Quelle: Pressemitteilung vom 25.05.2011
Dr. Josef König Pressestelle
Ruhr-Universität Bochum

Anja Jansen
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Weniger ist mehr ...

Beitrag von Anja Jansen » 31.05.2011, 07:37

Ich bin sehr gespannt, ob die geplante Kurzliste Wirkung erzielen kann. Es müssen endlich die verordnenden Ärzte wachgerüttelt werden. Denn sie setzen die Medikamenteneinnahme ja durch ihre Rezepte in Gang.
Weniger ist mehr - muss endlich überall verstanden werden! Das bei den Medikamenten einsparbare Geld brauchen wir an anderer Stelle nötiger.

Anja
Es ist mehr Aufmerksamkeit für dementiell erkrankte Menschen nötig. Unser Pflegesystem braucht deshalb eine grundlegende Reform!

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Medikation - Schäden bei älteren Menschen

Beitrag von Presse » 06.07.2011, 06:16

Iatrogenität: Warum ältere Menschen häufiger durch Medikamente und Operationen zu Schaden kommen

fzm - Senioren laufen eher als jüngere Menschen Gefahr, durch medizinische Behandlungen geschädigt zu werden. Experten nennen in der Fachzeitschrift „DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift“ (Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2011) die vier häufigsten Probleme und wie sie sich vermeiden lassen.

Wenn der Arzt (griechisch: iatros) seinem Patienten Schaden zufügt, sprechen Experten von Iatrogenität. Senioren sind aufgrund ihrer verminderten körperlichen Reserven und häufiger Begleiterkrankungen besonders gefährdet. Das erste Problem, das Dr. Philipp Bahrmann vom Klinikum Nürnberg und Mitautoren nennen, sind unerwünschte Arzneimittelwirkungen (UAW). Sie treten laut Studien bei bis zu 15 Prozent aller Patienten im Krankenhaus auf. Nicht selten seien diese sogar der Anlass für die Klinikbehandlung, so Dr. Bahrmann. Er sieht die Ursache vor allem in einer so genannten Polypharmazie: Viele Senioren nehmen vier oder mehr Medikamente ein. Im Alter steigt aber das Risiko auf eine UAW, weil Wirksamkeit und Ausscheidung der Mittel durch eine Nierenschwäche verändert werden. Sehstörungen, geistige Leistungsschwächen oder eine eingeschränkten Beweglichkeit in den Fingern führen außerdem zu Einnahmefehlern. Einige Wirkstoffe sollten deshalb bei älteren Menschen vermieden werden, fordert Dr. Bahrmann. Er verweist auf die kürzlich von Experten zusammengestellte PRISCUS-Liste der Medikamente, die Ärzte älteren Menschen nicht verordnen sollten.

Medikamente sind häufig auch am Risiko Nummer zwei beteiligt: Etwa ein Drittel der zu Hause lebenden Menschen über 65 stürzt im Durchschnitt einmal im Jahr. Schuld sind nicht nur Sehstörungen und die körperliche Gebrechlichkeit. Auch Medikamente gegen Depressionen oder Schlaftabletten erhöhen das Sturzrisiko, warnt Dr. Bahrmann. Mittel gegen Bluthochdruck können bewirken, dass Menschen nach dem Aufstehen kollabieren - und dabei nicht selten zu Schaden kommen. Bei fünf Prozent aller Stürze der Senioren kommt es zu Knochenbrüchen, berichtet Dr. Bahrmann: Eine gebrochene Hüfte kann schnell zum tödlichen Risiko werden. Bei den über 65-Jährigen sterben bis zu 24 Prozent im ersten Jahr nach einem Schenkelhalsbruch. Andere verlieren ihre Selbstständigkeit und müssen im Pflegeheim betreut werden.

Ein Klinikaufenthalt überfordert ältere Menschen schnell. Der Stress durch die ungewohnte Umgebung löst in Kombination mit der Erkrankung und einer Operation schnell Verwirrtheitszustände aus. Das Delirium ist das dritte der vier von Dr. Bahrmann genannten Iatrogenitätsrisiken. Es ist keineswegs selten. Nach operativen Eingriffen erleiden bis zu 62 Prozent und auf Intensivstationen bis zu 87 Prozent Verwirrtheitszustände. Auslöser sind auch hier häufig Medikamente, die auf das Gehirn wirken und deshalb auf dem PRISCUS-Index stehen. Nach Ansicht von Dr. Bahrmann sollten sich die Vorsichtsmaßnahmen aber nicht auf das Meiden bestimmter Arzneien beschränken. Wichtig für ältere Menschen sei eine stressfreie Umgebung im Krankenhaus, ein ruhiger Umgang mit dem Patienten sowie eine klare und einfache Kommunikation.

Operationen sind das vierte Risiko: Nach chirurgischen Eingriffen erleiden ältere Menschen doppelt so häufig Komplikationen wie jüngere. Gefürchtet ist vor allem eine Lungenentzündung, die nicht selten tödlich endet. Sie wird nicht nur durch die Bettruhe begünstigt. Viele ältere Menschen haben Schluckstörungen, berichtet der Experte. Um zu vermeiden, dass Speisereste in die Atemwege gelangen, sollte die Nahrung angedickt und der Schluckakt trainiert werden. Dies gelingt am besten, wenn die Patienten auf die Operation vorbereitet werden. Die Sterblichkeit ist nach geplanten Operationen deutlich niedriger als nach Notoperationen, berichtet Dr. Bahrmann. Er rät, erforderliche Eingriffe nicht unnötig hinauszuschieben.

P. Bahrmann et al.:
Iatrogenität. Unerwünschte Ereignisse im Zusammenhang mit medizinischen Maßnahmen
DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift 2011; 136 (22): S. 1169-1171

º Bitte schicken Sie mir den Artikel von P. Bahrmann et al. per Mail.

Quelle: Pressemitteilung vom 05.07.2011
Thieme Verlagsgruppe
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Medikation - Zu Risiken und Nebenwirkungen

Beitrag von Presse » 16.07.2011, 06:42

Zu Risiken und Nebenwirkungen

Münstersche Studie soll Arzneitherapie von Alten- und Pflegeheimbewohnern verbessern

Bewohner münsterscher Alten- und Pflegeheime nehmen im Durchschnitt 8,4 verschiedene Medikamente dauerhaft ein. Diese Zahl stammt aus einer Untersuchung, die derzeit in der Arbeitsgruppe Klinische Pharmazie an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) durchgeführt wird. Ziel ist es, arzneimittelbezogene Probleme zu reduzieren und durch eine verbesserte Therapie die Arzneimittelkosten zu senken. Verschiedene Studien haben gezeigt, dass ältere Menschen oft zu viele, zu wenige oder die falschen Medikamente erhalten, so der Hintergrund. An der Untersuchung nehmen sieben Alten- und Pflegeheime in Münster teil. Die Bewohner haben ein Durchschnittsalter von 81 Jahren.

"Ein Drittel der Menschen über 70 Jahre leidet an mindestens fünf chronischen Erkrankungen", verweist Julia Kruse auf eine Berliner Untersuchung. Die Apothekerin führt die münstersche Studie im Rahmen ihrer Doktorarbeit unter der Leitung von Dr. Georg Hempel, Außerplanmäßiger Professor an der WWU, durch. "Diese sogenannte Multimorbidität wird mit diversen Arzneimitteln therapiert, die nicht immer miteinander verträglich sind. Häufig werden Symptome einer Nebenwirkung als neue Erkrankung fehlinterpretiert, und ein zusätzliches Medikament wird verschrieben. Diese sogenannten Verschreibungskaskaden erhöhen das Risiko einer Einweisung ins Krankenhaus aufgrund von unerwünschten Arzneimittelwirkungen." Zusätzlich verändert sich der Stoffwechsel mit dem Alter, sodass häufig Dosisanpassungen notwendig sind. "Es gibt eine Reihe von Medikamenten, die ältere Menschen nicht mehr gut vertragen. Kürzlich ist dazu die sogenannte Priscus-Liste erschienen, die diese Arzneistoffe auflistet. Viele dieser Arzneimittel führen im Alter häufig zu Verwirrung oder Müdigkeit und erhöhen somit maßgeblich das Sturzrisiko", erklärt Julia Kruse.

Die Untersuchung wird als Interventionsstudie durchgeführt. Das bedeutet, dass während der Studie ein Eingriff durch die Wissenschaftler erfolgt. In diesem Fall handelt es sich dabei um Empfehlungen zu einer Verbesserung der Arzneitherapie. Julia Kruse untersucht die Situation vorher und nachher.

In der ersten, inzwischen abgeschlossenen Projektphase hat die Doktorandin zunächst Daten zum gegenwärtigen Zustand gesammelt. Demnach wurden bei den Bewohnern der an der Studie teilnehmenden Heime durchschnittlich 8,1 Erkrankungen diagnostiziert. Jeder Bewohner wird im Durchschnitt von 2,4 Ärzten betreut und nimmt 8,4 verschiedene Medikamente dauerhaft ein. "Viele Ärzte wissen voneinander nicht, was der andere verschreibt. Dadurch kann es häufig zu Interaktionen zwischen den verschiedenen Arzneimitteln kommen", sagt Julia Kruse.

Nun überprüft die Apothekerin, welche Heimbewohner ungeeignete Arzneimittel nehmen und ob Probleme wie Wechselwirkungen oder falsche Dosierungen auftreten. In die Untersuchung fließen Gespräche mit Pflegekräften ein. "Dabei erfährt man oft von zusätzlichen Problemen, die bei der Arzneimittelversorgung auftreten und allein durch eine Akteneinsicht nicht auffallen", erklärt sie. "Häufig müssen Tabletten zum Beispiel gemörsert werden, weil die Bewohner Schluckschwierigkeiten haben. Dies ist jedoch nicht mit allen Medikamenten problemlos durchführbar, was häufig bei der Verschreibung nicht beachtet wird."

Bei nahezu allen der bis jetzt untersuchten Bewohner ergeben sich Möglichkeiten zur Verbesserung der Arzneitherapie. Julia Kruse schickt entsprechende Vorschläge an die verschreibenden Ärzte. Diese haben somit die Möglichkeit, sich dem Problem anzunehmen und bei Bedarf Rücksprache mit der Apothekerin zu halten. Etwa acht bis zwölf Wochen nach der Intervention überprüft die Wissenschaftlerin, ob sich die Arzneitherapie und der Zustand der Patienten verändert haben.

In dem münsterschen Projekt, das von der Apothekerstiftung Westfalen-Lippe und der Förderinitiative Pharmazeutische Betreuung e.V. gefördert wird, werden insgesamt 374 Alten- und Pflegeheimbewohner in sieben Heimen betreut, die der Teilnahme an dem Projekt zugestimmt haben. Durch eine weitere Förderung des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen steht eine zusätzliche Apothekerin zur Verfügung, die in den Kreisen Hamm, Wesel und Soest in analoger Weise 196 weitere Alten- und Pflegeheimbewohner betreut.
Weitere Informationen:
http://www.uni-muenster.de/Chemie.pz/fo ... index.html Arbeitskreis apl. Prof. Dr. Georg Hempel

Quelle: Pressemitteilung vom 15.07.2011
Dr. Christina Heimken Presse- und Informationsstelle
Westfaelische Wilhelms-Universität Münster

http://idw-online.de/de/news433394

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Arzneitherapie von Alten- und Pflegeheimbewohnern verbessern

Beitrag von Presse » 19.07.2011, 06:42

Studie soll Arzneitherapie von Alten- und Pflegeheimbewohnern verbessern

Bewohner münsterscher Alten- und Pflegeheime nehmen im Durchschnitt 8,4 verschiedene Medikamente dauerhaft ein. Diese Zahl stammt aus einer Untersuchung, die derzeit in der Arbeitsgruppe Klinische Pharmazie an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) durchgeführt wird. Ziel ist es, arzneimittelbezogene Probleme zu reduzieren und durch eine verbesserte Therapie die Arzneimittelkosten zu senken. Verschiedene Studien haben gezeigt, dass ältere Menschen oft zu viele, zu wenige oder die falschen Medikamente erhalten, so der Hintergrund. An der Untersuchung nehmen sieben Alten- und Pflegeheime in Münster teil. Die Bewohner haben ein Durchschnittsalter von 81 Jahren.
.... (mehr)
http://www.journalmed.de/newsview.php?id=34719

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Mehr Zuwendung statt Pillen

Beitrag von Marlene Böttinger » 05.08.2011, 10:32

Ich wäre auch sehr dafür, die Medikamentengabe zu verringern und stattdessen mehr auf personelle Zuwendung zu setzen.
Die Pflegekräfte müssen sich dieser Thematik vermehrt stellen und auf Korrekturen aufmerksam machen.
Natürlich sind auch die Ärzte gefordert.

M.B.
Pflege braucht Zuwendungszeit!

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Heimbewohner schlucken zu viele Medikamente

Beitrag von Service » 08.08.2011, 08:43

Heimbewohner schlucken zu viele Medikamente
Insbesondere Psychopharmaka erhöhen die Sturzgefahr / Zu viele Ärzte beteiligt


Münster (epd). Die Deutsche Hauptstelle für Sucht-fragen (DHS) beklagt "einen Medikamentenmissbrauch" unter Senioren. Viele ältere Menschen seien arzneimittelabhängig, oft sogar ohne es bewusst wahrzunehmen, erklärt die DHS. Dabei handelt es sich überwiegend um Beruhigungs- und Schlafmittel. Nach einer neuen Studie der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster schlucken insbesondere Bewohner von Alten- und Pflegeheimen zu viele verschiedene Medikamente. Die Untersuchung in sieben Heimen in Nordrhein-Westfalen ergab, dass die Bewohner im Schnitt 8,4 verschiedene Medikamente dauerhaft zu sich nehmen.

.... weiter lesen unter
http://www.epd.de/sozial/sozial_index_90155.html

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7 Millionen Bundesbürger brauchen mehr als 5 Medikamente

Beitrag von WernerSchell » 30.08.2011, 07:25

7 Millionen Bundesbürger brauchen mehr als 5 Medikamente

Rund sieben Millionen Bundesbürger brauchen dauerhaft fünf oder mehr Medikamente. Fachleute nennen das ‚Polymedikation‘. „Vor allem ältere oder mehrfach erkrankte Menschen sind von Polymedikation betroffen. Diese Patienten bekommen pro Jahr durchschnittlich 65 Arzneimittel verordnet, die Selbstmedikation ist dabei noch nicht erfasst“, so Friedemann Schmidt, Vizepräsident der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände. Privatpatienten sind bei dieser Schätzung nicht berücksichtigt.
„Die erste Tablette eine halbe Stunde vor dem Frühstück, zwei zum Frühstück, eine davon nochmals zum Abendessen, vor dem Schlafengehen Tropfen und zweimal pro Woche ein Wirkstoffpflaster: Je mehr Medikamente ein Patient braucht, desto schwieriger fällt es ihm, den Überblick zu behalten“, sagt Schmidt. „Wird durch einen Rabattvertrag ein Präparat gegen ein wirkstoffgleiches ausgetauscht, können die Tabletten zusätzlich anders aussehen als gewohnt. Da ist es leicht verständlich, dass sich viele Patienten überfordert fühlen. Apotheker und Ärzte können diesen Patienten mit einem individuellen Medikationsmanagement helfen.“
Mit der Anzahl der gleichzeitig angewendeten Wirkstoffe steigt auch das Risiko für Wechselwirkungen. Wenn verschiedene Ärzte Medikamente verordnen, kann der Apotheker Wechselwirkungen erkennen und mögliche Probleme gemeinsam mit dem verordnenden Arzt lösen. Für Patienten sind Doppelverordnungen nicht ohne weiteres erkennbar, wenn die Präparate unterschiedlich heißen. Schmidt: „Mein Rat an Patienten: Berichten Sie Ihrem Arzt oder Apotheker von allen Präparaten, die sie einnehmen. Nur wenn Patienten, Ärzte und Apotheker eng zusammenarbeiten, ist die Arzneimitteltherapie sicher.“
Die ABDA und die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) haben in ihrem „Zukunftskonzept“ Maßnahmen vorgestellt, wie sie die Arzneimitteltherapie preiswerter und besser gestalten können. Auf Basis einer Wirkstoffverordnung und einer Medikationsliste wollen die Heilberufler ein gemeinsames Medikationsmanagement anbieten.

Quelle: Pressemitteilung vom 29.08.2011
ABDA - Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände
Jägerstr. 49/50
10117 Berlin
Tel: 030/40004-0
Fax: 030/40004-598
E-Mail: pressestelle@abda.aponet.de
Internet: http://www.abda.de
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
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Arzneitherapie für Ältere - eine Kunst des Weglassens

Beitrag von Presse » 09.09.2011, 06:30

Ärzte Zeitung, 09.09.2011

Geriatrie
Arzneitherapie für Ältere - eine Kunst des Weglassens


Multimorbide ältere Patienten brauchen oft viele Medikamente - und Ärzte brauchen bei der Verordnung die Sicherheit, dass keine Interaktionen auftreten.

Mehr Sicherheit in der Polypharmakotherapie können sich Ärzte durch das Buch "Arzneitherapie für Ältere" erwerben. Etwa medizinische Sicherheit: Sie erfahren, welche Medikamente Priorität haben und welche man weglassen darf. Weiterhin juristische Sicherheit: durch Aufklärung darüber, wie man sich "rechtssicher", leitliniengerecht und evidenzbasiert verhält. ..... (mehr)
http://www.aerztezeitung.de/medizin/kra ... sid=658741

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Risiko durch kritische Medikamente

Beitrag von Presse » 26.11.2011, 07:47

Seniorinnen droht erhöhtes Risiko durch kritische Medikamente

Hamburg – Frauen ab 65 Jahre bekommen häufiger als gleichaltrige Männer Medikamente verordnet, die gefährliche Neben- oder Wechselwirkungen hervorrufen können. Das zeigt eine Auswertung von Versichertendaten der Techniker Krankenkasse (TK).

Demnach erhielten zwischen Januar und August 2011 im Schnitt vier von zehn Seniorinnen ein für ihre Altersgruppe potenziell gefährliches Arzneimittel. Bei Männern sind es etwa drei von zehn Senioren. Der Anteil kritischer Medikamente ist damit bei Frauen im Rentenalter rund ein Drittel höher als bei Männern. .... (mehr)
http://www.aerzteblatt.de/nachrichten/4 ... amente.htm

zum Thema
http://www.priscus.net
Deutsches Ärzteblatt print
Potenziell inadäquate Medikation für ältere Menschen: Die PRISCUS-Liste
http://www.aerzteblatt.de/v4/archiv/art ... p?id=77776
+++
Die vier gefährlichsten Medikamente bei Senioren
25. November 2011
Trotz der jüngsten Diskussion über die Sicherheit von Pradaxa: Das gefährlichste Medikament ist derzeit mit Abstand Warfarin/Marcumar. Das orale Antikoagulans ist laut einer Analyse von Daniel Budnitz von den US-Centers for Disease Control and Prevention für 33 Prozent aller medikationsbedingten Notfallaufnahmen bei Senioren verantwortlich. .... (mehr)
http://www.aerzteblatt.de/blogs/48175/D ... nioren.htm

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Medikamentengabe bei pflegebedürftigen Menschen - oft zuviel

Beitrag von WernerSchell » 23.04.2012, 06:54

Text aus Forum
viewtopic.php?t=17044

Bild Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk
Unabhängige und gemeinnützige Initiative - Harffer Straße 59 - 41469 Neuss
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk führt regelmäßig Pflegetreffs mit bundesweiter Ausrichtung durch.
Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk ist Kooperationspartner der „Aktion Saubere Hände.“
Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk ist Initiator bzw. Mitbegründer des Quartierkonzeptes Neuss-Erfttal.
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk ist Unterstützer von "Bündnis für GUTE PFLEGE".


Ein Zwischenruf!

Medikamentengabe bei pflegebedürftigen Menschen - oft zuviel und falsch

Zur Medikation bei pflegebedürftigen - meist älteren - Menschen gibt es in jüngster Zeit besorgniserrgende Studien und Bericht. Hinsichtlich der Fehlentwicklung bei der Medikation gibt es offensichtlich keine Erkenntnis-, sondern allenfalls Durchsetzungsprobleme. Und insoweit fehlt es oft am guten Willen der infrage kommenden Personen bzw. Institutionen. Dies geht alles zu Lasten der pflegebedürftigen Menschen und wird auf dem Rücken der Pflegekräfte und der Angehörigen ausgetragen.
Wir haben in den Neusser Pflegetreffs viewtopic.php?t=11655 wiederholt auch die Medikation angesprochen und haben überwiegend "taube Ohren" angetroffen. Nun hat Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk nach Kontaktaufnahme mit dem MDS eine modellhafte Initiative gestartet, um die ärztliche Versorgung mit der dazu gehörigen Medikation (einschließlich der freiheitseinschränkenden Maßnahmen - z.B. durch Psychopharmaka) auf den Prüfstand zu stellen. Es wurde, nachdem vor einigen Wochen die hiesige Pflegekonferenz kurz darüber beraten hat, beantragt, am 23.05.2012 die Gesundheitskonferenz mit der Angelegenheit zu befassen und dann - modellhaft - Maßnahmen zu ergreifen, die vielfach angesprochenen Probleme auflösen helfen. Sie finden dazu zahlreiche Beiträge im hiesigen Forum, z.B.:
Konkrete Verbesserungen in der Pflege gefordert viewtopic.php?t=17044
Medikamentöse Versorgung alter Menschen in Heimen viewtopic.php?t=16457
In den stationären Pflegeeinrichtungen werden wir die vielfach beklagten Pflegemängel nicht minimieren können, wenn es nicht endlich gelingt, mehr Personal auf den Weg zu bringen. Leider wird dieses Thema - wahrscheinlich aus Kostenerwägungen - ignoriert. Dennoch: Wir haben in den Heimen einen chronischen Pflegekräftemängel (und damit meine ich noch nicht einmal den vielfach beschriebenen und verstärkt auf uns zukommenden Fachkräftemangel), weil die Stellenschlüssel unzureichend sind. Man kann davon ausgehen, dass die Stellenschlüssel den wirklichen Bedarf in der Pflege nur zu rd. 70% abdecken. Dazu habe ich u.a. in zahlreichen Stellungnahmen, auch gegenüber dem BMG und den Abgeordneten des Bundestages, nähere Ausführungen gemacht. In meinem Buch "100 Fragen zum Umgang mit Mängeln in Pflegeeinrichtungen" habe ich das alles ebenfalls deutlich angesprochen: viewtopic.php?t=15822
Siehe auch unter viewtopic.php?t=16644

Werner Schell - Dozent für Pflegerecht
http://www.wernerschell.de - Pflegerecht und Gesundheitswesen -
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de - Menschenwürdige Pflege - jetzt und überall -
Infos auch bei http://www.facebook.com/

Aktuelle Hinweise
Pflegetreff am 15.05.2012, 18.00 - 20.00 Uhr, Kontakt Neuss-Erfttal - Pflegereform und Entbürokratisierung in der Pflege ... (weitere Infos folgen) … viewtopic.php?t=16058
Buchtipp! >>> Schell, Werner: "100 Fragen zum Umgang mit Mängeln in Pflegeeinrichtungen" viewtopic.php?t=15822
Pflegemängel – schnelle Hilfe für den Notfall viewtopic.php?t=15828

Siehe auch den TV-Tipp für den 23.04.2012
Mediziner warnen: Krank durch zu viele Vitaminpillen
Sendetermin: Montag, 23. April, 21.00 Uhr, NDR Fernsehen
viewtopic.php?t=17243
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
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Pflegeheime müssen ihr medizinisches Netzwerk offenlegen

Beitrag von WernerSchell » 28.12.2013, 07:57

Pflege-Neuausrichtungs-Gesetz:
Pflegeheime müssen ihr medizinisches Netzwerk offenlegen.

Vollstationäre Pflegeeinrichtungen sind künftig verpflichtet, die Pflegekassen regelmäßig und unmittelbar über Regelungen zur ärztlichen Versorgung sowie zur Arzneimittelversorgung in den Einrichtungen, z.B. über Kooperationsverträge mit Ärzten und Apotheken, zu informieren. Dies sieht eine Regelung des 2012 verabschiedeten Pflege-Neuausrichtungs-Gesetzes vor, die zum Jahreswechsel in Kraft tritt. Die Informationen sollen von den Pflegekassen verständlich, übersichtlich und kostenfrei zur Verfügung gestellt werden, damit sie Pflegebedürftigen und deren Angehörigen die Suche nach einer passenden Einrichtung erleichtern.
Weitere Informationen zum Pflege-Neuausrichtungs-Gesetz finden Sie hier:
http://www.bmg.bund.de/pflege/das-pfleg ... esetz.html

Quelle: Quelle: Gesundheitspolitische Informationen: GP_aktuell Nr. 24/13 vom 20.12.2013
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
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Arzneimittelversorgung älterer Menschen - mehr Sorgfalt

Beitrag von WernerSchell » 26.12.2014, 09:05

Arzneimittelversorgung älterer Menschen - mehr Sorgfalt geboten!

Bild --- Bild

"Das wichtigste Medikament in der Gerontopsychiatrie ist Wasser.
Ein wesentlicher Anteil der unklaren Verwirrtheitszustände im Alter
ist auf einen Flüssigkeitsmangel zurückzuführen."

Ältere Menschen sind nicht einfach nur alte Erwachsene. Sie haben andere Erkrankungen, andere Stoffwechselgeschwindigkeiten
und andere Bedürfnisse.
Quelle: Dr. med. Jan Dreher in "Psychopharmakotherapie griffbereit", Schattauer Verlag, 2015
> viewtopic.php?f=4&t=20833

Bild

Gute Informationen bzw. Handlungsempfehlungen sind im übrigen zu entnehmen:

Gesundheitsamt Bremen:
Flüssigkeitsversorgung älterer Menschen - aktueller Kenntnisstand
Quelle: Internethinweise
> http://www.gesundheitsamt.bremen.de/det ... .c.7978.de

Deutsche Gesellschaft für Geriatrie e.V.
Zu viele und inadäquate Medikamente für ältere Patienten – und die fatalen Folgen
Quelle: Pressemitteilung vom 13.09.2013
> viewtopic.php?f=6&t=19582&hilit=Arbeitskreis

Cornelia Stolze:
"Krank durch Medikamente", Piper Verlag, 2014
> viewtopic.php?f=4&t=20774

Hilko J. Meyer / Stefanie Kortekamp (Herausgeber):
Medikationsmananagement in stationären Pflegeeinrichtungen: Teamarbeit der Solisten
> viewtopic.php?f=4&t=20735

MDS:
"Grundsatzstellungnahme Essen und Trinken im Alter Ernährung und Flüssigkeitsversorgung älterer Menschen"
> viewtopic.php?f=3&t=20533

Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk:
Seit Jahren wird in Pflegetreffs und Veröffentlichungen auf die Notwendigkeit, die Arzneimittelversorgung
älterer Menschen zu verbessern, aufmerksam gemacht. Auf Drängen von Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk
hat sich der Rhein-Kreis Neuss in der Gesundheitkonferenz durch Einrichtung eines Arbeitskreises mit der
Thematik befasst und am 04.06.2014 Handlungsempfehlungen für die Pflegeeinrichtungen beschlossen.
Quelle. Zahlreiche Informationen im Forum von Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk
> index.php
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
Bild

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Bei Wirkstoffpflastern auf Unverträglichkeit achten

Beitrag von WernerSchell » 19.01.2017, 13:14

Arzneimittel zum Aufkleben
Bei Wirkstoffpflastern auf Unverträglichkeit achten


Berlin, 19. Januar 2017 - Wirkstoffpflaster sind in der Handhabung besonders einfach und gelten daher als sehr praktisch. Sie können allerdings auch unerwünschte Wirkungen haben. „Vor allem Allergiker sollten mit einem Arzt oder Apotheker sprechen, bevor sie Wirkstoffpflaster verwenden“, betont Heidi Günther, Apothekerin bei der BARMER. Besonders die Klebestoffe in den Pflastern könnten Hautirritationen und Juckreiz auslösen.

Nicht zur Behandlung akuter Probleme geeignet
Bei Unverträglichkeiten auf bestimmte Medikamente seien Arzneipflaster keine schonende Alternative zu Tabletten, so Günther weiter. „Wer empfindlich auf einen Wirkstoff reagiert, bei dem werden auch Arzneimittelpflaster Nebenwirkungen hervorrufen. Die Patienten reagieren hier genauso empfindlich wie bei der Einnahme von Tabletten“, sagt Günther. Auch deswegen sei ein Beratungsgespräch bei Arzt oder Apotheker vor dem Gebrauch sinnvoll. Dennoch seien die meist verschreibungspflichtigen Arzneipflaster beliebte Helfer in der Behandlung verschiedener Erkrankungen. Ein wichtiger Vorteil gegenüber Tabletten sei unter anderem, dass der Weg über den Verdauungstrakt wegfalle. Das belaste Magen und Darm weniger.

Patient muss nicht an Einnahme denken
Von Arzneipflastern profitierten auch Menschen, die wegen Zeitumstellungen auf Reisen oder aufgrund einer Demenz Tabletten nur schwer oder gar nicht regelmäßig einnehmen könnten. „Solange das Arzneipflaster sich nicht von der Haut löst, gibt es gleichmäßig seinen Wirkstoff an den Körper ab. Der Patient muss nicht an die regelmäßige Einnahme einer Tablette denken“, so Günther.

Quelle: Pressemitteilung vom 19.01.2017
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WernerSchell
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In Packungsbeilagen von Wirkstoffpflastern fehlen wichtige Hinweise zum sicheren Umgang

Beitrag von WernerSchell » 25.03.2019, 11:34

Universitätsklinikum Heidelberg

In Packungsbeilagen von Wirkstoffpflastern fehlen wichtige Hinweise zum sicheren Umgang

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Wie werden Pflaster korrekt aufgebracht? In Packungsbeilagen von Wirkstoffpflastern fehlen wichtige ...
Universitätsklinikum Heidelberg


Beipackzettel von Präparaten z.B. zu Schmerztherapie, Hormonersatztherapie oder Rauchstopp untersucht / Informationslücken bestehen, auch wenn formelle Vorgaben der Europäischen Zulassungsbehörde eingehalten werden / Wissenschaftler des Universitätsklinikums Heidelberg veröffentlichen in der Fachzeitschrift Deutsche Medizinische Wochenschrift

Ein Forscherteam der Kooperationseinheit Klinische Pharmazie am Universitätsklinikum Heidelberg hat die Packungsbeilagen von allen auf dem deutschen Markt verfügbaren Wirkstoffpflastern – das waren 81 unterschiedliche Packungsbeilagen im Jahr 2016 – untersucht. In jeder Packungsbeilage fehlten wichtige Anwendungshinweise. Dies könnte die fehlerfreie Anwendung der Arzneimittel gefährden – auch wenn die formellen Vorgaben der Europäischen Zulassungsbehörde bei allen Packungsbeilagen erfüllt waren. Die Arbeit ist jetzt in der Fachzeitschrift DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift veröffentlicht.

Basis der aktuellen Untersuchung war eine vorangegangene wissenschaftliche Literaturstudie der Heidelberger Forscher. Dabei wurden Anwendungsschritte beim Gebrauch der Medikamentenpflaster identifiziert, die fehleranfällig waren und bei falscher Ausführung tatsächlich mit einer Nebenwirkung oder Therapieversagen in Zusammenhang stehen. Auf diese 28 Anwendungshinweise hin wurden in der aktuell veröffentlichten Studie die Packungsbeilagen untersucht. Keine Packungsbeilage enthielt alle 28 Hinweise

Rund drei Millionen Verordnungen pro Jahr in Deutschland

In Deutschland werden jedes Jahr etwa drei Millionen sogenannte transdermale therapeutische Systeme (TTS) verordnet, z.B. in der Hormonersatztherapie, zur Schmerzbehandlung oder zur Raucherentwöhnung. Die in den Pflastern enthaltenen Wirkstoffe werden direkt über die Haut ins Blut abgegeben. Für Patienten, die ihre Arzneimittel gar nicht oder nicht regelmäßig einnehmen können – etwa aufgrund von Schluckbeschwerden oder wegen einer Demenz –, sind die Pflaster eine gute Alternative. Doch falsch angewendet können auch diese Präparate die Patientensicherheit gefährden. Umso wichtiger ist es daher, dass in den Packungsbeilagen, die für den Patienten einfach zugänglich sind, alle aus der Praxis relevanten Informationen für eine sichere Anwendung bis hin zur korrekten Entsorgung dargestellt sind.

„Fehlen diese, so hat der Patient möglicherweise nicht alle Informationen für eine sichere und korrekte Anwendung zur Hand“, sagt Privatdozentin Dr. sc. hum. Hanna Seidling, Leiterin der Kooperationseinheit Klinische Pharmazie.

Wie werden die Pflaster korrekt aufgebracht? Und wie entsorgt?

So muss die Haut unverletzt und frei von Haaren sein, damit die Pflaster gut haften und eine gleichmäßige Wirkstoffaufnahme über die Haut möglich ist. Der Patient sollte sie mit Wasser, aber ohne Seife, reinigen und das Pflaster dann mit leichtem Druck aufkleben. Medikamentenpflaster dürfen nicht zerschnitten werden, da ansonsten die gleichmäßige Wirkstofffreigabe gestört werden kann. Zudem haften sie dann schlechter auf der Haut. In den meisten Fällen sollte nicht mehr als ein Pflaster gleichzeitig aufgebracht werden. Nach der Entfernung sei darauf zu achten, dass die TTS mit den Klebeseiten nach innen gefaltet und in einem geschlossenen Behälter entsorgt werden. Danach sollten sich die Patienten die Hände waschen. Die benutzten Pflaster dürften nicht in falsche Hände, etwa von Kindern, geraten, da selbst nach einer mehrtägigen Applikation noch erhebliche Wirkstoffmengen in den Pflastern vorhanden sind.

„Wir fordern Ärzte und Apotheker auf, die Patienten genau über die Risiken einer falschen Anwendung zu informieren und bei der Beratung ein besonderes Augenmerk auf die Aspekte zu legen, die in den Packungsbeilagen noch nicht standardisiert enthalten sind“, sagt Prof. Dr. Walter E. Haefeli, Ärztlicher Direktor der Abteilung Klinische Pharmakologie und Pharmakoepidemiologie. „Wir haben zur Unterstützung der Beratung Informationsbroschüren für TTS und auch andere Darreichungsformen entwickelt, die von unserer Homepage abrufbar sind“, ergänzt Seidling. Langfristig seien jedoch bessere Standards und behördliche Vorgaben für die Packungsbeilagen insbesondere im Hinblick auf eine sicherere Anwendung dieser fehleranfälligen Darreichungsform erforderlich.

Weitere Informationen im Internet:
Kooperationseinheit Klinische Pharmazie: https://www.klinikum.uni-heidelberg.de/ ... 753.0.html
Informationsbroschüre TTS: https://www.klinikum.uni-heidelberg.de/ ... age_CI.pdf
Informationsbroschüren zu weiteren Darreichungsformen von Medikamenten, z.B. Tabletten, Kapseln, Augentropfen: https://www.klinikum.uni-heidelberg.de/ ... 218.0.html
Pressemitteilung vom 25.3.2019 / Thieme: https://www.thieme.de/de/presse/wirksto ... 41246.html

Wissenschaftliche Ansprechpartner:
Privatdozentin Dr. sc. hum. Hanna Seidling
Leiterin Kooperationseinheit Klinische Pharmazie
Universitätsklinikum Heidelberg
Tel.: 06221 56 38736
e-mail: hanna.seidling@med.uni-heidelberg.de

Originalpublikation:
Lampert A., Haefeli W. E., Seidling H. M.: Informationslücken in Packungsbeilagen: fehlende Hinweise zum richtigen Umgang mit Transdermalen Therapeutischen Systemen. DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift 2019; 144 (5); e36-e41

Lampert A, Seiberth J, Haefeli WE, Seidling HM. A systematic review of medication administration errors with transdermal patches. Expert Opin Drug Saf 2014;13:1101-14

Lampert A, Wien K, Haefeli WE, Seidling HM. Guidance on how to achieve comprehensible patient information leaflets in four steps. Int J Qual Health Care 2016;28:634-638

Quelle: Pressemitteilung vom 25.03.2019
Julia Bird Unternehmenskommunikation
Universitätsklinikum Heidelberg
https://idw-online.de/de/news712693
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https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
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