58.000/Jahr Tote durch Medikamente?

Rechtsbeziehung Patient – Therapeut / Krankenhaus / Pflegeeinrichtung, Patientenselbstbestimmung, Heilkunde (z.B. Sterbehilfe usw.), Patienten-Datenschutz (Schweigepflicht), Krankendokumentation, Haftung (z.B. bei Pflichtwidrigkeiten), Betreuungs- und Unterbringungsrecht

Moderator: WernerSchell

Gast

Re: 58.000/Jahr Tote durch Medikamente?

Beitrag von Gast » 05.10.2003, 13:47

Die Medikamentenschäden, die hier beschrieben wurden, halte ich für sehr, sehr wahrscheinlich!

Ganz aktuell: Meine Nachbarin mit Bluthochdruck und Herzproblematik kommt ins Krankenhaus. Dort wird die biosherige Medikation radikal umgestellt (nach dem Motto: wer hat ihnen denn die bisherigen Medikamente verschrieben? Kopfschütteln). Dann erfolgt die Entlassung: Der Hausarzt verändert die vom Krankenhaus empfohlene Medikation wieder. Der dann in Anspruch genommene Kardiologe (Facharzt) findet wieder ein "neues Rezept", d.h. verordnet völlig anders.
Jeder hat seine Begründung - aber ist das alles in Ordnung.
Für meine Begriffe - Ärzte haben zu wenig Ahnung von Pharmokologie, sie sollten sich besser informieren und nicht einfach drauflos-verordnen.

Konrad Gardner

Gast

Re: 58.000/Jahr Tote durch Medikamente?

Beitrag von Gast » 07.10.2003, 16:11

Wieso soll durch ein Wechsel der Medikamente ein Schaden entstehen?

Krankenhäuser haben oft Listen und nicht alle verfügbaren Medikamente können dort weiterverordnet werden. Oft wird auch nur auf ein wirkstoffgleiches Präparat mit anderem Namen umgestellt. Krankenhäuser bekommen aus Marketing gründen die Orginalpräparate oft viel preiswerter.

Gast

Viele Amputationen wegen Nachlässigkeit

Beitrag von Gast » 14.10.2003, 15:34

Viele Amputationen wegen Nachlässigkeit
- Acht von zehn Operationen vermeidbar

Baierbrunn (ots) - Von den jährlich 40.000 Amputationen, die wegen einer Durchblutungsstörung in Deutschland durchgeführt werden, wären 32.000 vermeidbar. Voraussetzung: Die Patienten müssen ihre Beschwerden früher ernst nehmen und Ärzte konsequenter behandeln.

Etwa drei Viertel der Amputationen betreffen zuckerkranke Menschen, berichtet die Apothekenzeitschrift "Diabetiker Ratgeber". Bei ihnen kommt es neben gehäuften Durchblutungsstörungen auch noch zu Nervenschäden mit einem verminderten Schmerzempfinden. "Den Anfang machen oft kleinste Verletzungen, die nicht mehr heilen", erklärt Prof. Dr. med. Gerhard Rümenapf, Gefäßchirurg und Chefarzt im Diakonissenkrankenhaus Speyer.

Das Zusammenspiel von Durchblutungsstörungen und Infektionen führt dann in kürzester Zeit zum Untergang von Gewebe, der "Diabetischen Gangrän", an deren Ende oft die Amputation steht. Rümenapf kritisiert aber auch Kollegen: "Es wird viel zu oft amputiert." Engstellen in Gefäßen könnten in einer Operation beseitigt oder umgangen werden. Die damit erreichte bessere Durchblutung lasse viele Wunden wieder heilen.

Quelle: Pressemitteilung vom 14.10.2003
ots / Das Apothekenmagazin

Gast

Re: 58.000/Jahr Tote durch Medikamente?

Beitrag von Gast » 14.10.2003, 23:42

Das haben wir doch alles schon mal disskutiert.
Fakt ist:
Es gibt in D keine 40.000 Amputationen pro Jahr. Es gibt insgesamt 40.000 chirurgische Maßnahmen an Fuß und Unterschenkel. Aber das sind nicht alles Amputationen. Da haben praxisfremde Statistiker Abrechnungsziffern zusammengezählt, ohne deren praktischen Hintergrund zu kennen. Wird immer wieder aufgefrischt der Irrtum.

Gast

Re: 58.000/Jahr Tote durch Medikamente?

Beitrag von Gast » 16.10.2003, 12:19

Siehe auch in diesem Forum unter
---> 16.000 Tote/Jahr durch Arzneimittel?

WernerSchell
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Todesfälle durch Arzneimittel

Beitrag von WernerSchell » 13.01.2004, 11:42

Bericht im Deutschen Ärzteblatt:

Studie: „Todesfälle durch Arzneimittel werden unterschätzt“

HANNOVER. Der klinische Pharmakologe Prof. Jürgen Frölich von der Medizinischen Hochschule Hannover hat seine Äußerungen verteidigt, wonach es in Deutschland allein auf internistischen Stationen von Krankenhäusern jährlich zu etwa 58 000 Todesfällen durch unerwünschte Arzneimittelnebenwirkungen komme. Frölich legte auf einer Pressekonferenz eine Publikation aus dem Internisten ( 2003; 44: 889–895 ) vor, die seine Ansichten zusammenfassen.

In der letzten Woche hatten die Medien bundesweit über die Publikation Frölichs berichtet. Die Vizepräsidentin der Ärztekammer Niedersachsen, Cornelia Goesmann, hatte Frölich nach Presseberichten daraufhin vorgeworfen, der Forscher habe der Öffentlichkeit die Studie noch nicht vorgestellt. Frölich entgegnete, er würde die Publikation jedem zur Verfügung stellen, der ihn darum bete. Die Ärztekammer habe aber nicht bei ihm angerufen.
...
Weiter unter
http://www.aerzteblatt.de/v4/news/news.asp?id=13643
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
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Gast

Tote durch Arzneimittelwirkungen

Beitrag von Gast » 13.01.2004, 11:44

Moderne EDV-Systeme bei Arznei-Verordnung unverzichtbar

In Deutschland kommen etwa 3 bis 5 Prozent der Patienten wegen unerwünschter Arzneimittelwirkungen ins Krankenhaus. In den USA sind Arznei-Nebenwirkungen sogar die sechsthäufigste Todesursache bei Krankenhauspatienten; mehr Menschen sterben dort durch Medikationsfehler als durch Arbeitsunfälle. Deshalb ist gerade auf dem Gebiet der Pharmakologie regelmäßige Fortbildung unabdingbar. 'Kenntnisse der Klinischen Pharmakologie, die vom Arzt immer wieder aufgefrischt werden müssen, sind die Grundlage für eine wirksame und sichere Arzneitherapie', betonte Prof. Dr. Bruno Müller-Oerlinghausen, Vorsitzender der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ), beim 28. Interdisziplinären Forum der Bundesärztekammer in Köln.

(09.01.2004) In Deutschland kommen etwa 3 bis 5 Prozent der Patienten wegen unerwünschter Arzneimittelwirkungen ins Krankenhaus. In den USA sind Arznei-Nebenwirkungen sogar die sechsthäufigste Todesursache bei Krankenhauspatienten; mehr Menschen sterben dort durch Medikationsfehler als durch Arbeitsunfälle. Deshalb ist gerade auf dem Gebiet der Pharmakologie regelmäßige Fortbildung unabdingbar. "Kenntnisse der Klinischen Pharmakologie, die vom Arzt immer wieder aufgefrischt werden müssen, sind die Grundlage für eine wirksame und sichere Arzneitherapie", betonte Prof. Dr. Bruno Müller-Oerlinghausen, Vorsitzender der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ), beim 28. Interdisziplinären Forum der Bundesärztekammer in Köln.

Die AkdÄ informiere die Ärzteschaft vielfältig und aktuell über rationale Arzneitherapie und Arzneimittelsicherheit. Mit ihren evidenzbasierten Therapieempfehlungen zu wichtigen Indikationen in der hausärztlichen Praxis leiste sie zugleich auch einen unverzichtbaren Beitrag zur ärztlichen Fortbildung. Mit ihrer Veranstaltung auf dem Forum wolle die Arzneimittelkommission aber auch deutlich machen, dass weitere moderne Hilfsmittel nötig sind, um dem Anspruch einer möglichst individualisierten Arzneitherapie gerecht werden zu können. "Ärzte sind auf moderne EDV-Systeme bei der Auswahl von Medikamenten angewiesen. Denn die Menge der vorhandenen und auch für den Einzelfall relevanten ausgewählten Daten ist einfach zu groß, als dass ein Arzt in der Praxis sie auf Grund seines Studiums oder des Nachschlagens in Büchern und Tabellenwerk alle gegenwärtig haben könnte", sagte Professor Müller-Oerlinghausen.

Neue Medikamente verfeinern zwar die therapeutischen Möglichkeiten des Arztes. "Doch die Fülle zu beachtender pharmakologischer Daten der inzwischen über 40.000 zugelassenen Präparate mit fast 2.500 verschiedenen Inhaltsstoffen in Deutschland stellt für den einzelnen Arzt ein schier unlösbares Problem dar", unterstrich Prof. Dr. Walter E. Haefeli, Abteilung Klinische Pharamakologie und Pharmakoepidemiologie der Poliklinik in Heidelberg. Solche Qualitätsprobleme seien weder durch Weiterbildung noch durch Regressmaßnahmen oder Bestrafung effizient zu verhindern. Bei mehr als 6.500 Wechselwirkungen zwischen Arzneimitteln könne nur elektronische Unterstützung dem Arzt helfen. "Solche entscheidungsunterstützenden EDV-Systeme können die Häufigkeit von Verordnungsfehlern um bis zu 80 Prozent reduzieren", erklärte Prof. Haefeli.

Um eine Arzneimittel-Therapie eindeutig zu definieren, sind pro verschriebenem Arzneimittel sechs Informationen erforderlich: Inhaltsstoff für die Behandlung des Leidens, Einzeldosis, Zubereitungsform, Einnahmemodalität, Dosierungsintervall und Therapiedauer. Diese Elemente müssen an die individuellen Gegebenheiten der Patienten angepasst werden, wie beispielsweise Begleitkrankheiten, Alter oder zusätzliche Medikamente.

In Deutschland steht die Entwicklung qualitätssichernder Arzneimittel-Informationssysteme erst am Anfang. Das Universitätsklinikum Heidelberg und das Klinikum Saarbrücken gehören zu den ersten Krankenhäusern, die solche Systeme entwickelt haben und einsetzen. Im Klinikum Saarbrücken wird ein Programm eingesetzt, das elektronische Verschreibungen auf Verordnungsfehler prüft. Das Krankenhaus arbeitet mit einer Softwarefirma zusammen und wird unterstützt durch einen Projektbeirat, in dem neben der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft auch das Landes- und Bundesgesundheitsministerium, sowie das wissenschaftliche Institut der AOK vertreten sind. Im Universitätsklinikum Heidelberg ist seit Herbst 2002 ein Arzneimittelinformationssystem auf allen Computerarbeitsplätzen installiert.

Quelle: Pressemitteilung der Bundesärztekammer vom 10.01.2004

Gast

Re: 58.000/Jahr Tote durch Medikamente?

Beitrag von Gast » 13.01.2004, 15:20

Ich weiß nicht wo die Bundesärztekammer ihre Informationen bezieht.
Wir haben seit 7 Jahren in unserer Praxissoftware ein sogenannts Interaktionmodul. Hier wird bei jeder Verordnung geprüft, ob die Mediakamente, die der Patient in den letzten hundert Tagen verordnet bekam, sich gegenseitig vertragen.

Eine solche Software muß nicht entwickelt werden, sie ist seit Jahren im Einsatz.

WernerSchell
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Arzneimittelwirkungen und die EDV

Beitrag von WernerSchell » 13.01.2004, 16:22

Ich weiß nicht wo die Bundesärztekammer ihre Informationen bezieht.
.... Eine solche Software muß nicht entwickelt werden, sie ist seit Jahren im Einsatz.
Sehr geehrter Gast M.S.,

wir haben die Bundesärztekammer auf Ihre Anmerkungen aufmerksam gemacht und eine Stellungnahme angeregt.

Mit freundlichen Grüßen
Team Werner Schell

http://www.gesetzeskunde.de - http://www.pflegerechtportal.de
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
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Gast

Re: 58.000/Jahr Tote durch Medikamente?

Beitrag von Gast » 14.01.2004, 21:30

Mein Bedürfnis ist es heute, dafür an diesem Beispiel zu werben, daß ich die verschiedenen Zielrichtungen aus Wissenschaft, Standesvertretung, Praxis und Zeit - um es der Einfachheit halber einmal bei diesen drei bis vier Interessen zu belassen - nicht primär als "im Widerstreit befindlich" sehen darf, wenn es die Diskutanden und die Beobachter gestatten, sondern als "im Wettbewerb um meine Gunst befindlich" (Streit schreckt mich zudem).

Ich stelle mir diese drei prototypischen Zielrichtungen modellhaft wie die drei Achsen x, y und z eines dreidimensionalen Koordinatensystems plus Zeitachse vor. Es bliebe dann meine vornehmste Aufgabe, mich in dem hierdurch gewonnenen raum-zeitlichen Konstrukt auf meinem beruflichen Weg selbst zu verorten: das nimmt mir niemand ab: mein individueller Weg wird sich im Regelfall denknotwendig von der Vorgabe der Achsen mit Ihren Hauptrichtungen unterscheiden.

Gäbe es die Achsen nicht, könnte ich mich nicht verorten, oder?

WernerSchell
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EDV-Systeme bei Arznei-Verordnung unverzichtbar

Beitrag von WernerSchell » 19.01.2004, 15:50

Ich weiß nicht wo die Bundesärztekammer ihre Informationen bezieht.
Wir haben seit 7 Jahren in unserer Praxissoftware ein sogenannts Interaktionmodul. Hier wird bei jeder Verordnung geprüft, ob die Mediakamente, die der Patient in den letzten hundert Tagen verordnet bekam, sich gegenseitig vertragen.
Eine solche Software muß nicht entwickelt werden, sie ist seit Jahren im Einsatz.
Wie angekündigt, haben wir die Bundesärztekammer informiert und heute, 19.1.2004, folgende Rückmeldung per E-Mail erhalten:

Sehr geehrte Damen und Herren,
die Bundesärztekammer hat Ihre Mitteilung zum Thema "Moderne EDV-Systeme bei Arznei-Verordnung unverzichtbar" an uns weitergeleitet.
Zu der Bemerkung des Arztes ist Folgendes zu sagen:
Es ist uns bekannt, dass es entsprechende Interaktionsmodule bereits gibt, z.B. im Zusammenhang mit der Scholz-Datenbank. Sie sind jedoch für praktische Zwecke nicht ausreichend, weil z.B. die Relevanz möglicher Interaktionen nicht berücksichtigt ist. Die Grundlage hierfür ist datenbankfähige, strukturierte Arzneimittelinformation, die bislang nicht in brauchbarer Form in der Bundesrepublik vorliegt.
Wir freuen uns aber, von einer Praxis zu hören, die ein solches Interaktionsmodul tatsächlich benutzt.
Mit freundlichen Grüßen
Prof. Dr. B. Müller-Oerlinghausen
-Vorsitzender der Arzneimittelkommission
der deutschen Ärzteschaft-
(Fachausschuss der Bundesärztekammer)
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
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Gast

Re: 58.000/Jahr Tote durch Medikamente?

Beitrag von Gast » 23.01.2004, 15:36

Zitat:
Es ist uns bekannt, dass es entsprechende Interaktionsmodule bereits gibt, z.B. im Zusammenhang mit der Scholz-Datenbank. Sie sind jedoch für praktische Zwecke nicht ausreichend, weil z.B. die Relevanz möglicher Interaktionen nicht berücksichtigt ist. Die Grundlage hierfür ist datenbankfähige, strukturierte Arzneimittelinformation, die bislang nicht in brauchbarer Form in der Bundesrepublik vorliegt.


Mir ist die Scholz Datenbank nicht bekannt. Wir verwenden die AMIS Datenbank der Kassenärtzlichen Vereinigung. Hier liegen die Informationen datenbankfähig und strukturiert vor. Hier werden auch die entsprechenden Literaturverzeichnisse zum Nachlesen angegeben. Mehr kann man nicht wünschen.

Gast

MELDUNG UNERWÜNSCHTER ARZEIMITTELWIRKUNGEN

Beitrag von Gast » 18.04.2005, 16:08

Die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft informiert:

PHARMAKOVIGILANZ: EMPFEHLUNGEN DER AKDÄ ZUR MELDUNG UNERWÜNSCHTER ARZEIMITTELWIRKUNGEN DURCH DIE ÄRZTESCHAFT VERÖFFENTLICHT

(Saarbrücken, 18.04.2005) Anlässlich des Ersten Deutschen Kongresses für Patientensicherheit bei medikamentöser Therapie hat die Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft (AkdÄ) ein Sonderheft ihrer Zeitschrift "Arzneiverordnung in der Praxis" zum Spontanmeldesystem für Verdachtsfälle unerwünschter Arzneimittelwirkungen vorgelegt.

Wie der Geschäftsführer der AkdÄ, Professor Dr. Heiner Berthold, auf einer Pressekonferenz am heutigen Tage betonte, seien Ärzte zwar über ihre Berufsordnung zur Meldung von unerwünschten Arzneimittelwirkungen aufgefordert, die Meldehäufigkeit müsse jedoch noch verbessert werden. Zur Durchführung der Meldung fehle es aber an einer präzisen Anleitung, die auch Erklärungen zu den Strukturen und Prozessen des Pharmakovigilanz-Systems enthält. "Entscheidend für eine häufigere Beteiligung an der Meldung und für eine bessere Meldequalitat ist, dass Ärzte verstehen, warum ihre Meldung von Verdachtsfällen wichtig für eine Verbesserung der Patientensicherheit ist", sagte Berthold. Die Meldungen sollen sich vor allem auf bis dahin unbekannte Reaktionen sowie auf alle schweren unerwünschten Arzneimittelwirkungen beziehen.

Die AkdÄ hält weiterhin an ihrer Forderung nach einer Kennzeichnung von neuen Wirkstoffen auf der Verpackung für eine bestimmte Zeit nach Markteinführung fest, wie dies etwa in England mit einem schwarzen Dreieck üblich ist. "Auf diese Weise lassen sich von allen Beteiligten, also auch von den Patienten, neuartige Wirkstoffe leichter als solche erkennen und ein Verdacht auf Nebenwirkungen würde früher oder häufiger gemeldet", sagte Berthold.

Teil eines funktionierenden Pharmakovigilanz-Systems ist neben der frei von Herstellerinteressen durchgeführten Bewertung der berichteten Fälle eine frühzeitige und effektive Risikokommunikation. Die AkdÄ leistet auf diesen Gebieten seit langem einen anerkannten Beitrag. Sie hofft, dass die bisherige enge Zusammenarbeit mit der Zulassungs- und Überwachungsbehörde, die derzeit grundlegend umstrukturiert wird, in Zukunft weitergeführt wird.

Quelle: Pressemitteilung vom 18.4.2005
Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft
Geschäftsführer Prof. Dr. med. H. Berthold
Herbert-Lewin-Platz 1 (Wegelystr.)
10623 Berlin
Postfach 12 08 64
10598 Berlin
Telefon: +49 30 400456-500
Telefax: +49 30 400456-555
E-Mail an die Geschäftsstelle

Gast

Schätzungen zu Arzneimittel-Nebenwirkungen

Beitrag von Gast » 24.06.2005, 09:03

Gesundheitspresse-Seminar der ABDA: Schätzungen zu Arzneimittel-Nebenwirkungen oft übertrieben hoch

Hamburg (ABDA, 23. Juni 2005) Die Schätzungen, wie viele Todesfälle durch Arzneimittel-Nebenwirkungen verursacht werden, sind oft übertrieben hoch. „Am realistischsten erscheint uns die Hochrechnung von 16.000 Toten pro Jahr in Deutschland“ sagte Prof. Volker Dinnendahl, Leiter der Arzneimittelkommission der deutschen Apotheker, bei einem Presseseminar der ABDA – Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände in Hamburg. Diese Schätzung basiert auf einer Untersuchung aus den Jahren 1986 bis 1998, bei der in vier Krankenhäusern in Bremen die Krankenhauseinweisungen erfasst wurden, die durch Neben- und Wechselwirkungen verursacht wurden.

Magdalene Linz, Präsidentin der Bundesapothekerkammer: „Die teilweise genannten sehr viel höheren Zahlen stammen in der Regel aus ausländischen Studien, die für Deutschland umgerechnet wurden. Ein solches Verfahren ist aus meiner Sicht äußerst fragwürdig.“ Verschiedene Länder und Gesellschaften haben unterschiedliche Traditionen im Umgang mit Arzneimitteln. Ein Beispiel: Während in Deutschland zur Vorbeugung von Herzinfarkten 100 Milligramm Acetylsalicylsäure (ASS) gegeben werden, nimmt man in USA in der Regel 350 Milligramm. Damit steigt die Gefahr von Magenblutungen und -geschwüren deutlich. Deutschland ist zudem eine Hochburg der „sanften Medizin“: Phytopharmaka und Homöopathika sind oft besser verträglich als synthetische Wirkstoffe.

Nebenwirkungen werden nicht nur durch den Wirkstoff, sondern auch durch den Menschen verursacht. Beispiele sind falsche Dosierungen und die Nichtbeachtung von Kontraindikationen oder Wechselwirkungen. „Die ABDA will erfassen, wie häufig arzneimittelbezogene Probleme vorkommen. Dazu haben wir Apotheken aufgerufen, eine Woche lang alle Zwischenfälle zu dokumentieren“ sagte Linz. Die Auswertung ist in Arbeit, die ABDA wird sie der Öffentlichkeit so bald wie möglich präsentieren.

Für Nachfragen: Dr. Ursula Sellerberg, Tel.: 030 40004-134
Kontakt: Annette Rogalla, Tel.: 030 40004-138, pressestelle@abda.aponet.de

Quelle: Pressemitteilung vom 23.6.2005
http://www.abda.de/

Gast

Todesfälle durch Arzneimittel-Nebenwirkungen

Beitrag von Gast » 24.06.2005, 17:28

Arzneimittel-Nebenwirkungen: Zahlen aus dem Ausland trügerisch
Die Schätzungen, wie viele Todesfälle durch Arzneimittel-Nebenwirkungen verursacht werden, sind aus Sicht von Apothekern oft übertrieben hoch.

Die teilweise genannten Zahlen stammten in der Regel aus ausländischen Studien, die für Deutschland umgerechnet wurden, kritisierte Magdalene Linz, Präsidentin der Bundesapothekerkammer, auf einem Presseseminar der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA) in Hamburg. „Ein solches Verfahren ist aus meiner Sicht äußerst fragwürdig", so Linz.

Verschiedene Länder und Gesellschaften hätten schließlich unterschiedliche Traditionen im Umgang mit Arzneimitteln, argumentierte die Apotheker-Präsidentin. Während in Deutschland beispielsweise zur Vorbeugung von Herzinfarkten 100 Milligramm Acetylsalicylsäure (ASS) gegeben würden, nehme man in USA in der Regel 350 Milligramm. Damit steigt die Gefahr von Magenblutungen und -geschwüren deutlich.

"Am realistischsten erscheint uns die Hochrechnung von 16 000 Toten pro Jahr in Deutschland", erklärte auf der gleichen Veranstaltung Prof. Volker Dinnendahl, Leiter der Arzneimittelkommission der deutschen Apotheker. Diese Schätzung basiere auf einer Untersuchung aus den Jahren 1986 bis 1998, bei der in vier Krankenhäusern in Bremen die Krankenhauseinweisungen erfasst wurden, die durch Neben- und Wechselwirkungen verursacht wurden.

Weil Nebenwirkungen nicht nur durch den Wirkstoff, sondern auch durch Einnahmefehler verursacht werden, will die ABDA nun erfassen, wie häufig arzneimittelbezogene Probleme überhaupt vorkommen. „Dazu haben wir Apotheken aufgerufen, eine Woche lang alle Zwischenfälle zu dokumentieren", berichtete Linz in Hamburg. Die Auswertung sei noch in Arbeit.

Quelle: Zeitung "Ärztliche Praxis" (Der Beitrag wird mit Genehmigung der Redaktion vorgestellt)
http://www.aerztlichepraxis.de/aktuell/ ... ktuell?n=1

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