Ärztestreik - Patienten sind die Leidtragenden!

Rechtsbeziehung Patient – Therapeut / Krankenhaus / Pflegeeinrichtung, Patientenselbstbestimmung, Heilkunde (z.B. Sterbehilfe usw.), Patienten-Datenschutz (Schweigepflicht), Krankendokumentation, Haftung (z.B. bei Pflichtwidrigkeiten), Betreuungs- und Unterbringungsrecht

Moderator: WernerSchell

Herbert Kunst
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Patiententod durch Ärztestreik?

Beitrag von Herbert Kunst » 13.06.2006, 08:19

Ärzte-Streik: Justiz prüft Patiententod

So titelt heute, 13.6.2006, die Rheinische Post und verweist auf die unterbliebene Operation einer Herzpatientin aus Göttingen. Diese Patientin sollte am 2.6.2006 am Herzen opereriert werden. der Termin konnte aber mit Rücksicht auf den Ärztestreikt nicht gehalten werden. Nun ist die Patientin gestorben. Es fragt sich, wer den Tod zu verantworten hat. Richtig, dass die Todesumstände näher geprüft werden. Es liegt nahe anzunehmen, dass ein Zusammenhang mit dem Ärztestreik besteht.
Ungeachtet dessen wird aber die Strafsache im Sande verlaufen, weil eine strafrechtliche Schuld, die immer auf bestimmte Personen bezogen werden muss, kaum bewiesen werden kann. Gleichwohl muss sich die Ärzteschaft Vorwürfe gefallen lassen. Die Herzpatientin aus Göttingen ist ja vielleicht kein Einzelfall!

Herbert Kunst
Für menschenwürdige Pflege sind wir alle verantwortlich! - Dazu finde ich immer wieder gute Informationen unter http://www.wernerschell.de

Irene Nestle

Abzocker im deutschen Gesundheitswesen

Beitrag von Irene Nestle » 18.06.2006, 07:13

Guten Morgen allerseits,
die Ärzteproteste (der Ärztestreik) sind offensichtlich beendet. Wenn ich höre, welche Honorarzuwächse herausgekommen sind, kommt mir das Grausen. Bezahlen müssen das die Beitragszahler oder eher noch die anderen Mitarbeiter in Krankenhäusern und Praxen. Wahrscheinlich muss das Geld im System eingespart werden.
Kann es sein, dass sich die Ärzte endgültig als die Abzocker im deutschen Gesundheitswesen geoutet haben?
MfG
Irene Nestle

Klarisse Weniger

erschrocken über die enormen Gehaltszuwächse

Beitrag von Klarisse Weniger » 19.06.2006, 05:28

Hallo Irene!
Ich bin auch erschrocken über die enormen Gehaltszuwächse im ärztlichen Bereich! Die Verantwortlichen haben schon wiederholt erklärt, die Zuwächse müssten im System erwirtschaftet werden. Dies bedeutet klar eindeutig, dass die Personalkosten an anderer Stelle einzukürzen sind. Da die Pflegekräfte die größte Berufsgruppe darstellen, werden Stellen im Pflegedienst eingespart. Das scheint mir sicher. Statt mehr Stellen für die Pflege, wird es weniger geben. Eine irre Situation, von den geldgierigen Ärzten veranlasst.
Eine gute Woche wünschte dennoch
Klarisse Weniger

Manni Klöpfer

Ärztestreik - Vertrauen gestört

Beitrag von Manni Klöpfer » 19.06.2006, 15:57

Ärztestreik - Vertrauen gestört

Die Rheinische Post berichtete am 13.6.2006 über den Ärztestreik und den Patiententod in Göttingen.
Dazu stellte die Rheinische Post heute, 19.6.2006, einen Leserbrief vor, den ich höchst interessant fand. Der Leser:

Sucht man noch das Unwort des Jahres? Es lautet "Ärztestreik".

Der Leser weiter: Die Ärzte hätten den Patiententod nicht gewollt? Aber sie haben ihn verschuldet!
Was sind das, so der Leser ergänzend, für Ärzte, die zu ihrem Beruf gehörende wesentliche Hilfe aus materiellen Gründen verweigern?.

Unser Vertrauen in die Ärzteschaft ist zutiefst erschüttert!

Ich stimme dem voll zu! - - Manni Klöpfer

Keta Nest
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Einigung im Ärztestreik

Beitrag von Keta Nest » 22.06.2006, 23:21

Hallo Forum!

bin schon wieder ziemlich entsetzt, was für Meinungen hier im Forum auftauchen...
Irene Nestle hat geschrieben:Wenn ich höre, welche Honorarzuwächse herausgekommen sind, kommt mir das Grausen. Bezahlen müssen das die Beitragszahler oder eher noch die anderen Mitarbeiter in Krankenhäusern und Praxen. Wahrscheinlich muss das Geld im System eingespart werden.
Kann es sein, dass sich die Ärzte endgültig als die Abzocker im deutschen Gesundheitswesen geoutet haben?
schon mal mit Ärzten direkt gesprochen, was wir von der Einigung halten?
http://www.aerzteblatt.de/v4/foren/foru ... orumid=138

Die Einigung im Ärztestreik ist ein absolutes Desaster!

Wer das Angebot der TdL im Klartext lesen möchte:
http://www.marburger-bund.de/marburgerb ... 6-6-06.pdf

Dieses Angebot ist nahezu identisch, mit der Verdi-Einigung, nur sehr wenig hat sich geändert. Das, wofür wir eigentlich gestreikt haben, nämlich die Arbeitsbedingungen, wurden nicht wesentlich verbessert.
bis zu durchschnittlich 66h/Woche sind möglich und 24h-Dienste wird es nach wie vor geben. Nicht gerade eine Verbesserung für Patienten und Ärzte.
Und all das Positive im Angebot sollte man sehr genau lesen. "wir erwarten", "soll möglichst", "nach Wegen suchen" und ähnliche nicht-verpflichtende Formulierungen.

Wir sind absolut entsetzt, der MarburgerBund hat uns verraten und verkauft... Die tollen Gehaltszuwächse sind die schöngerechneten Zahlen, die zuvor Möllring präsentiert hat... Montgomery preist diese nun auch, da er den Abschluß annehmen musste...
Die tollen Gehaltssteigerungen bringen das Gehalt ungefähr auf den Stand von vor wenigen Jahren, Assistenzärzte verdienen weniger, Oberärzte etwas mehr als damals.
Ein interessanter Link, bei dem das Gehalt mal verglichen wird:
http://www.ameditalk.de/viewtopic.php?t=133

Zur Befürchtung von Kürzungen bei den Pflegekräften:
Kam es wegen der Gehaltskürzungen bei den Ärzten in den letzten Jahren zu einer Verbesserung der Situation der Pflegekräfte? Fürchte nein... warum sollte dies nun umgekehrt der Fall sein, wenn die Gehälter wieder auf das alte Niveau angehoben werden?
Vermutlich wird unser Gehalt bald sowieso wieder um 10% gekürzt, weil nun die Kliniken möglicherweise eine finanzielle Notlage definieren und gemäß ZuSi Klausel das Gehalt kürzen können....
Und Mitarbeiter in den Praxen haben damit nichts zu tun, denn die Einigung gilt nur für Ärzte an den Unikliniken!!!

Insgesamt wird die Einigung nun zu einer weiteren Verschlechterung der Arbeitsbedingungen führen. Es wurde schon angekündigt, daß einige befristeten Verträge, die demnächst auslaufen, nicht mehr verlängert werden. Heisst also: weniger Ärzte müssen die gleiche Arbeit machen, obwohl wir ja wollten, daß die Arbeitszeiten kürzer werden und dafür mehr Ärzte eingestellt werden.
Manni Klöpfer hat geschrieben: Der Leser weiter: Die Ärzte hätten den Patiententod nicht gewollt? Aber sie haben ihn verschuldet!
Was sind das, so der Leser ergänzend, für Ärzte, die zu ihrem Beruf gehörende wesentliche Hilfe aus materiellen Gründen verweigern?.
und mal wieder was zur moralischen Keule: Wie sollen Ärzte ihre Forderungen durchsetzen, wenn alle Argumentation, Klagen, Gang an die Presse etc. in den letzten Jahren nichts gebracht haben? Es bleibt nur der Streik. Der Streik ist aber so schwierig durchzuführen, weil es so großzügige Notdienstvereinbarungen gibt, dass man den Streik kaum merkt...
Zum genannten Fall kenne ich leider auch nur die Informationen aus der Presse. Aber wer kann schon einen Herzinfarkt vorausahnen? Wie gesagt, können sich Patienten auch in kommunalen Häusern behandeln lassen.... bald allerdings nicht mehr, wenn die auch streiken...

Die Arbeitsbedingungen vieler im Gesundheitswesen und sozialen berufen sind teilweise deshalb so schlecht, weil der Arbeitgeber genau weiss, daß das Personal seinen Beruf aus Überzeugung ausübt und nicht pünktlich zu Dienstschluß das Stethoskop/den Stift fallen lässt... Stellen werden eingespart... und siehe da: das verbleibende Personal erledigt die Arbeit trotzdem - in unbezahlten Überstunden, weil keiner Patienten liegenlassen will/kann...
Wenn diese Vera****ung von Tarifvertrag aber durchgeht, könnte ich mir gut vorstellen, daß viele dann wirklich pünktlich Dienstschluss machen, weil ihnen bewusst geworden ist, daß sie nur ausgenutzt werden.... Dann gelten diese Kollegen natürlich wieder als hartherzig....


Es bleibt nur eine Hoffnung: der Tarifvertrag muß in der Urabstimmung abgelehnt werden! (nicht mit der Urabstimmung zum Streikbeginn in den kommunalen Häusern verwechseln) Sicher wird es dann aber in der Presse wieder heissen: "Gehaltssteigerungen sind den Ärzten zu wenig"...

War wohl zu befürchten, daß es zu keiner Revolution im Gesundheitswesen kommt. Der Streik wurde leider viel zu schwach durchgezogen... Alles beim Alten, insgesamt also kaum ein Grund in die Patientenversorgung zurückzukehren.

noch ein paar Links:
http://www.streik.uniklinik-hd.de/Disku ... ni_2006%29
http://www.aerzte-uniklinik-ulm.de/9.html


Grüße
Keta Nest

Claer

Ärztestreik überflüssig und schädlich

Beitrag von Claer » 23.06.2006, 06:12

Keta Nest hat geschrieben: .... War wohl zu befürchten, daß es zu keiner Revolution im Gesundheitswesen kommt. Der Streik wurde leider viel zu schwach durchgezogen... Alles beim Alten, insgesamt also kaum ein Grund in die Patientenversorgung zurückzukehren. ...
Es ist ja ganz nett, wenn man sich auf die Seite der Ärzteschaft schlägt oder dort beruflich steht. Das ändert nichts daran, dass der Streik völlig überzogen und schädlich war, auch für die Ärzteschaft selbst. Deren Ansehen hat erheblich gelitten. Ich kenne keinen gesunden Menschen, der für die Ärzteforderungen, angesichts der momentanen Finanzlage - überall, Verständnis zeigte. Dass kranke Menschen in Arztpraxen und Krankenhäusern, unter dem Druck der Situation, für die Ärzte sprachen ist ein Witz und zählt nicht.
Ärztestreik - nein danke! Ein Rohrkrepierer! - Die Kosten des Ärztestreiks tragen die anderen Berufe im Gesundheitswesen, z.B. Pflegekräfte!!

Dennoch - einen guten Morgen

Claer

H.P.

Patienten und Pflegekräfte leiden gemeinsam!

Beitrag von H.P. » 24.06.2006, 07:39

Der DBfK hat sich gegen die maßlosen Forderungen der Ärzteschaft, vertreten durch den Marburger Bund, gewandt. Dazu gibt es eine aktuelle Pressemitteilung unter
viewtopic.php?t=4761

Dem Pflegekräfteverband kann man nur beitreten. Es ist richtig, das Verhalten der Ärzteschaft als das zu bezeichnen, was es ist: überzogen und maßlos!

NGZ

"Ärzte sind auch nur Menschen" - und die Pflegende

Beitrag von NGZ » 30.06.2006, 19:54

„Ärzte sind auch nur Menschen“

Rhein-Kreis Neuss - Dormagen-Hackenbroich am Donnerstag Morgen: Am Kreiskrankenhaus herrscht ein Kommen und Gehen. Patienten mit Gipsarm, auf Krücken oder im Rollstuhl streben hinaus in die Sommersonne und lassen sich vor dem Haupteingang auf den Bänken nieder; Besucher, die nach ihren Angehörigen schauen wollen, streben festen Schritts auf das Gebäude zu, vor dem das NGZ-Mobil steht.
Gefragt ist die Meinung zum Thema „Ärztestreik“. Was ist beispielsweise davon zu halten, dass Ärzte für 30 Prozent mehr Lohn kämpfen? Obwohl an den beiden Kreiskrankenhäusern in Hackenbroich und Grevenbroich noch nicht gestreikt wurde, könnten die Ärzte im Fall des Falles mit Sympathie rechnen.

Karin und Fritz Lierenfeldaus Dormagen haben die Entwicklung in den vergangenen Tagen aufmerksam verfolgt und zeigen Verständnis für den Unmut der Mediziner. Sie begrüßen, dass die Öffentlichkeit für die Arbeitsbedingungen an Krankenhäusern sensibilisiert wird. Was Ärzte da verdienen, sei nicht richtig.

„Schließlich haben sie mit Menschen zu tun.“ Über die Betreuung im Kreiskrankenhaus äußert sich Karin Lierenfeld positiv; eine Woche war sie wegen eines Bruchs auf Station: „Ich bin sehr gut versorgt worden, besser geht’s gar nicht.“

Die DormagenerinGisela Mielkesagt: „Ich bin hundertprozentig einverstanden, wenn gestreikt werden sollte.“ Sie wisse aus eigener Erfahrung, was von den Ärzten am Kreiskrankenhaus geleistet werde. Gisela Mielke wäre sogar bereit, moderat erhöhte Krankenkassenbeiträge in Kauf zu nehmen, wenn über diese Einnahmen den Ärzten eine bessere Vergütung ermöglicht werden könnte. Andererseits wiederum merkt sie spitz an: „Die sollten besser mal am Management sparen, und das Geld dann den Ärzten geben.“

„Ich finde die Zustände, die jetzt bestehen, unhaltbar“, sagtAnneliese Werner. Bedenklich seien die 36-Stunden-Schichten, die Ärzte mitunter ableisten müssen. „Die sind auch nur Menschen.“ Ihr Engagement zum Wohle der Patienten, könne gar nicht hoch genug honoriert werden, meint die Dormagenerin.Bruno Marschalkowsky aus Hackenbroich spricht mit Blick auf die derzeitige Entlohnung an kommunalen Krankenhäusern von „Abzocke“.

Auf mögliche Streiks angesprochen, sagt er: „Die Ärzte haben Recht. Die kriegen ja weniger als ein Maurer.“Wilhelmine Gruber-Lübkeaus Pulheim hält die Lohnforderung zwar für zu hoch, kann sich aber im Prinzip mit dem Anliegen der Ärzte identifizieren: „30 Prozent ist ein bisschen viel. Etwas mehr sollten sie aber doch verdienen. Die müssen ja immer da sein. Vielleicht sollte die Arbeitszeit verringert werden.“

Helmut Heesenaus Nievenheim erklärt: „Ich störe mich daran, wenn Ärzte 20 bis 30 Stunden im Haus sein müssen. Kein Industriearbeiter arbeitet 20 Stunden.“Hans Noldenaus Butzheim ist überzeugt: „Die Leute werden unterbezahlt. Was die für mich getan haben, ist unbezahlbar - ein Außenstehender kann das gar nicht nachfühlen.“

Aus Köln kommt Renate Hamacherzum Krankenhaus nach Hackenbroich. Sollte es zu Streiks kommen, bliebe sie gelassen: „Notfälle werden ja behandelt.“Ulrike Sandtist aus Leichlingen. „Ein Steik würde mich jetzt nicht mehr stören.“ Aus gutem Grund: „Mein Mann ist zum Glück seit zwei Tagen draußen.“

Er hatte sich im Hackenbroicher Krankenhaus behandeln lassen, da Kollegen die Klinik empfohlen hatten. Ob das Anliegen der Ärzte nach mehr Gehalt angemessen sei, will sie nicht beurteilen. „Ich weiß nicht, was sie verdienen.“ Ihre eigene Familie müsse bei vier Personen samt Haus mit einem Gehalt über die Runden kommen, bemerkt sie.

Kritisch sieht Josef Kampaus Delrath, der seit über 50 Jahren NGZ-Abonnent ist, einen möglichen Ärztestreik: „Ich finde das nicht gut. Wir haben so viele Kranke hier - die müssen darunter leiden.“Walter Braun (Dormagen) hingegen hat in der Uniklinik Düsseldorf kürzlich mitbekommen, dass gestreikt wurde.

„Ich hatte nicht das Gefühl, benachteiligt worden zu sein“, widerspricht er den Befürchtungen.Ursula Bergeraus Horrem hat angesichts eines drohenden Arbeitskampfes zwiespältige Gefühle: „Man soll was verdienen, aber man soll auch nicht übermütig werden“, meint sie angesichts der Gehaltsforderungen.

Werner Schell aus Neuss ist Dozent für Pflegerecht und zweiter Vorsitzender des Pflege-Selbsthilfeverbandes und schaltete sich am Donnerstag per E-Mail in die Diskussion ein: Er erinnerte daran, dass in der Bevölkerung viele den Gürtel enger schnallen müssten. „So gesehen wird man auch von den - trotz allem - gut verdienenden Medizinern einiges abverlangen können.

Es ist nachweisbar, dass die Arzteinkommen in den zurückliegenden Jahren etwa in Höhe der Inflationsrate gestiegen sind.“ Schell wünscht sich, bei der Debatte einen weiteren Aspekt zu berücksichtigen: den Pflegenotstand. „Dazu vermisse ich klare Aussagen der Ärzteschaft.“

(SiHo/S. M.)

Quelle: Bericht der Neuss-Grevenbroicher Zeitung vom 30.6.2006
http://www.ngz-online.de/public/article ... uss/338163

NGZ

"Ärzte sind auch nur Menschen" - und die Pflegende

Beitrag von NGZ » 30.06.2006, 19:54

„Ärzte sind auch nur Menschen“

Rhein-Kreis Neuss - Dormagen-Hackenbroich am Donnerstag Morgen: Am Kreiskrankenhaus herrscht ein Kommen und Gehen. Patienten mit Gipsarm, auf Krücken oder im Rollstuhl streben hinaus in die Sommersonne und lassen sich vor dem Haupteingang auf den Bänken nieder; Besucher, die nach ihren Angehörigen schauen wollen, streben festen Schritts auf das Gebäude zu, vor dem das NGZ-Mobil steht.
Gefragt ist die Meinung zum Thema „Ärztestreik“. Was ist beispielsweise davon zu halten, dass Ärzte für 30 Prozent mehr Lohn kämpfen? Obwohl an den beiden Kreiskrankenhäusern in Hackenbroich und Grevenbroich noch nicht gestreikt wurde, könnten die Ärzte im Fall des Falles mit Sympathie rechnen.

Karin und Fritz Lierenfeldaus Dormagen haben die Entwicklung in den vergangenen Tagen aufmerksam verfolgt und zeigen Verständnis für den Unmut der Mediziner. Sie begrüßen, dass die Öffentlichkeit für die Arbeitsbedingungen an Krankenhäusern sensibilisiert wird. Was Ärzte da verdienen, sei nicht richtig.

„Schließlich haben sie mit Menschen zu tun.“ Über die Betreuung im Kreiskrankenhaus äußert sich Karin Lierenfeld positiv; eine Woche war sie wegen eines Bruchs auf Station: „Ich bin sehr gut versorgt worden, besser geht’s gar nicht.“

Die DormagenerinGisela Mielkesagt: „Ich bin hundertprozentig einverstanden, wenn gestreikt werden sollte.“ Sie wisse aus eigener Erfahrung, was von den Ärzten am Kreiskrankenhaus geleistet werde. Gisela Mielke wäre sogar bereit, moderat erhöhte Krankenkassenbeiträge in Kauf zu nehmen, wenn über diese Einnahmen den Ärzten eine bessere Vergütung ermöglicht werden könnte. Andererseits wiederum merkt sie spitz an: „Die sollten besser mal am Management sparen, und das Geld dann den Ärzten geben.“

„Ich finde die Zustände, die jetzt bestehen, unhaltbar“, sagtAnneliese Werner. Bedenklich seien die 36-Stunden-Schichten, die Ärzte mitunter ableisten müssen. „Die sind auch nur Menschen.“ Ihr Engagement zum Wohle der Patienten, könne gar nicht hoch genug honoriert werden, meint die Dormagenerin.Bruno Marschalkowsky aus Hackenbroich spricht mit Blick auf die derzeitige Entlohnung an kommunalen Krankenhäusern von „Abzocke“.

Auf mögliche Streiks angesprochen, sagt er: „Die Ärzte haben Recht. Die kriegen ja weniger als ein Maurer.“Wilhelmine Gruber-Lübkeaus Pulheim hält die Lohnforderung zwar für zu hoch, kann sich aber im Prinzip mit dem Anliegen der Ärzte identifizieren: „30 Prozent ist ein bisschen viel. Etwas mehr sollten sie aber doch verdienen. Die müssen ja immer da sein. Vielleicht sollte die Arbeitszeit verringert werden.“

Helmut Heesenaus Nievenheim erklärt: „Ich störe mich daran, wenn Ärzte 20 bis 30 Stunden im Haus sein müssen. Kein Industriearbeiter arbeitet 20 Stunden.“Hans Noldenaus Butzheim ist überzeugt: „Die Leute werden unterbezahlt. Was die für mich getan haben, ist unbezahlbar - ein Außenstehender kann das gar nicht nachfühlen.“

Aus Köln kommt Renate Hamacherzum Krankenhaus nach Hackenbroich. Sollte es zu Streiks kommen, bliebe sie gelassen: „Notfälle werden ja behandelt.“Ulrike Sandtist aus Leichlingen. „Ein Steik würde mich jetzt nicht mehr stören.“ Aus gutem Grund: „Mein Mann ist zum Glück seit zwei Tagen draußen.“

Er hatte sich im Hackenbroicher Krankenhaus behandeln lassen, da Kollegen die Klinik empfohlen hatten. Ob das Anliegen der Ärzte nach mehr Gehalt angemessen sei, will sie nicht beurteilen. „Ich weiß nicht, was sie verdienen.“ Ihre eigene Familie müsse bei vier Personen samt Haus mit einem Gehalt über die Runden kommen, bemerkt sie.

Kritisch sieht Josef Kampaus Delrath, der seit über 50 Jahren NGZ-Abonnent ist, einen möglichen Ärztestreik: „Ich finde das nicht gut. Wir haben so viele Kranke hier - die müssen darunter leiden.“Walter Braun (Dormagen) hingegen hat in der Uniklinik Düsseldorf kürzlich mitbekommen, dass gestreikt wurde.

„Ich hatte nicht das Gefühl, benachteiligt worden zu sein“, widerspricht er den Befürchtungen.Ursula Bergeraus Horrem hat angesichts eines drohenden Arbeitskampfes zwiespältige Gefühle: „Man soll was verdienen, aber man soll auch nicht übermütig werden“, meint sie angesichts der Gehaltsforderungen.

Werner Schell aus Neuss ist Dozent für Pflegerecht und zweiter Vorsitzender des Pflege-Selbsthilfeverbandes und schaltete sich am Donnerstag per E-Mail in die Diskussion ein: Er erinnerte daran, dass in der Bevölkerung viele den Gürtel enger schnallen müssten. „So gesehen wird man auch von den - trotz allem - gut verdienenden Medizinern einiges abverlangen können.

Es ist nachweisbar, dass die Arzteinkommen in den zurückliegenden Jahren etwa in Höhe der Inflationsrate gestiegen sind.“ Schell wünscht sich, bei der Debatte einen weiteren Aspekt zu berücksichtigen: den Pflegenotstand. „Dazu vermisse ich klare Aussagen der Ärzteschaft.“

(SiHo/S. M.)

Quelle: Bericht der Neuss-Grevenbroicher Zeitung vom 30.6.2006
http://www.ngz-online.de/public/article ... uss/338163

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Alles in allem: kein Verständnis für die Ärzteforderungen!

Beitrag von Rob Hüser » 03.07.2006, 06:54

Die „Krankenhäuser auf der Kippe“, so titelte die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung vom 2.7.2006. In dem Beitrag wird ausgeführt, dass die Streikaktionen des Marburger Bundes für die kommunalen Krankenhäuser verheerende Folgen haben werden / müssen. Insolvenzen wird es zwangsläufig geben müssen. Damit erweisen sich die Ärzte einen Bärendienst.
Der RWI – Forscher Augurzky hält die Forderungen des Marburger Bundes für maßlos überzogen. Auch die Deutsche Krankenhausgesellschaft stellte fest, dass Klinikärzte die am besten bezahlte Berufsgruppe des öffentlichen Dienstes ist. Die durchschnittliche Arbeitszeit beträgt 46,1 Stunden. Für Bereitschaftsdienste gibt es Geld oder Freizeit.
Alles in allem: kein Verständnis für die Ärzteforderungen!

WernerSchell
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Ärztestreik - Patienten sind die Leidtragenden!

Beitrag von WernerSchell » 06.07.2006, 08:14

Ärztestreik wird Pflegenotstand verschärfen - Patienten bzw. die hilfe- und pflegebedürftigen Menschen sind die Leidtragenden!

Mit dem Ärztestreik ist eine Entsolidarisierung der Gesundheitsberufe eingetreten, die vielerlei negative Folgen haben wird. U.a. wird der Streik klar Auswirkungen für die Pflegeberufe haben, Stellen für das Pflegepersonal werden abgebaut – eine Verschärfung des Pflegenotstandes ist damit unvermeidlich. Leidtragende sind im Übrigen die Patienten bzw. die hilfe- und pflegebedürftigen Menschen!

Im Forum Werner Schell - index.php gibt es zum Thema umfangreiche Beiträge; nachlesbar unter:

Arztestreik und Pflegenotstand
viewtopic.php?t=4837

Ärzte sind auch nur Menschen - Wo bleibt die Pflege?
viewtopic.php?t=4815

Ärztestreik - Patienten sind die Leidtragenden!
viewtopic.php?t=3728

Arbeitsbedingungen in Krankenhäusern - Streik & Folgen
viewtopic.php?t=1947

Streik im öffentlichen Dienst
viewtopic.php?t=3864

Der Deutsche Pflegerat hat zu recht mit einer aktuellen Pressemitteilung vom 5.7.2006 auf die bevorstehende Vernichtung von Arbeitsplätzen in der Pflege aufmerksam gemacht! Statt Stellenvernichtung in der Pflege brauchen wir eine Stärkung der Pflege verbunden mit einer Stellenausweitung!
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
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WernerSchell
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Praxisschließungen gefährden Patienten!

Beitrag von WernerSchell » 16.03.2007, 08:55

Die NGZ berichtete am 14.3.2007 darüber, dass die Ärzte in Kaarst Ende März 2007 eine Woche lang ihre Praxen schließen wollen nach dem Motto, die Arbeit am Patienten bekommen wir dann sowieso nicht mehr bezahlt. Das Budget sei erschöpft. Siehe den NGZ-Beitrag unter
viewtopic.php?t=6187

Dazu habe ich ein Statement abgegeben, dass die zuständige Redaktion der NGZ am 15.3.2007 in einen weiteren Bericht eingefügt hat:

Praxisschließungen gefährden Patienten!

Die Aktionen der Ärzteschaft sind nicht akzeptabel; sie sind rechtswidrige und schaden den Patienten. In einer demokratischen Gesellschaft gehört das Ringen um ein besseres Gesundheitssystem ins Parlament. Das Schließen von Arztpraxen ist unter keinem denkbaren Gesichtspunkt zu vertreten. Wenn aber über einzelne Berufsgruppen im Gesundheitswesen geredet werden muss, dann gehören auf jeden Fall die Pflegekräfte, und sogar vorrangi, mit dazu. Deren Arbeitsbedingungen bzw. Bezahlung muss im Zweifel auch verbessert werden. Vor allem sind die Pflege-Stellenpläne unzureichend; in der Heimpflege kann von einer Unterbesetzung von rd. 20% ausgegangen werden.
Dass die ärztlichen Protestaktionen Patienten in Gefahr bringen oder sogar zu deren konkreter Schädigung geeignet sind, liegt auf der Hand. Dem muss entschieden entgegen getreten werden!!


Werner Schell, 2. Vorsitzender des Pflege-Selbsthilfeverbandes e.V., Harffer Straße 59, 41469 Neuss
http://www.pflege-shv.de
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
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