Todesfälle bei Gurtfixierungen

Rechtsbeziehung Patient – Therapeut / Krankenhaus / Pflegeeinrichtung, Patientenselbstbestimmung, Heilkunde (z.B. Sterbehilfe usw.), Patienten-Datenschutz (Schweigepflicht), Krankendokumentation, Haftung (z.B. bei Pflichtwidrigkeiten), Betreuungs- und Unterbringungsrecht

Moderator: WernerSchell

Antworten
Presse
phpBB God
Beiträge: 14256
Registriert: 10.11.2006, 12:44

Todesfälle bei Gurtfixierungen

Beitrag von Presse » 21.01.2012, 08:22

Todesfälle bei Gurtfixierungen
Deaths Due to Physical Restraint
Dtsch Arztebl Int 2012; 109(3): 27-32; DOI: 10.3238/arztebl.2012.0027
Berzlanovich, Andrea M.; Schöpfer, Jutta; Keil, Wolfgang
Forensische Gerontologie, Department für Gerichtsmedizin Wien, Medizinische Universität Wien: Prof. Dr. med. Berzlanovich
Institut f. Rechtsmedizin, LMU, München: Dr. med. Schöpfer, Prof. Dr. med. Keil


Hintergrund: Gurtfixierungen werden vor allem bei zu Pflegenden mit erhöhtem Sturzrisiko, motorischer Unruhe, agitiertem Verhalten sowie auch bei Selbstbeschädigungsabsichten und Suizidgefahr eingesetzt. Die Anwendung von freiheitsentziehenden Maßnahmen (FEM), insbesondere das Anbringen von Gurten gegen den Willen der Betroffenen, ist ein schwerwiegender Eingriff in die Grundrechte und damit eine spezielle Form von Gewalt. Nicht fachgerecht verwendete Gurtsysteme können Verletzungen unterschiedlicher Schweregrade, gelegentlich sogar den Tod der Fixierten zur Folge haben.

Methode: Von 1997–2010 wurden im Institut für Rechtsmedizin München insgesamt 27 353 Obduktionen durchgeführt.

Ergebnisse: Alle Todesfälle, die sich bei Gurtfixierungen ereignet hatten (n = 26), wurden retrospektiv analysiert. Während in Gurtsystemen drei Patienten infolge eines natürlichen Todes und ein Betroffener durch Suizid starben, war bei 22 gleichfalls nicht unter Dauerbeobachtung stehenden Pflegebedürftigen der Todeseintritt allein auf die jeweilige Fixierung zurückzuführen. Deren Tod war entweder durch Strangulation (n = 11), Thoraxkompression ( n = 8 ) oder in Kopftieflage (n = 3) eingetreten. Bei fast allen Bewohnern/Patienten (n = 19) wurden die Gurte fehlerhaft angelegt, zweimal sind behelfsmäßige Mittel zur Fixierung herangezogen worden. Trotz korrekter Anwendung eines Bauchgurts kam es bei einer Heimbewohnerin aufgrund ihrer Gelenkigkeit und durch ihre Konstitution zur Strangulation.

Schlussfolgerungen: Zur Verhinderung derartiger Todesfälle wird aus gerichtsmedizinischer Sicht dringend empfohlen, alle Möglichkeiten von Alternativen zu FEM auszuschöpfen. Falls körpernahe Fixierungen dennoch unvermeidbar sind, müssen diese vorschriftsmäßig angewandt und die Betroffenen verstärkt beobachtet werden.
....
Weiter lesen unter
http://www.aerzteblatt.de/archiv/118941 ... ixierungen

WernerSchell
Administrator
Beiträge: 25302
Registriert: 18.05.2003, 23:13

Konkrete Verbesserungen in der Pflege gefordert

Beitrag von WernerSchell » 05.03.2012, 07:19

Bild Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk
Unabhängige und gemeinnützige Initiative - Harffer Straße 59 - 41469 Neuss
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk führt regelmäßig Pflegetreffs mit bundesweiter Ausrichtung durch.
Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk ist Kooperationspartner der „Aktion Saubere Hände.“
Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk ist Initiator bzw. Mitbegründer des Quartierkonzeptes Neuss-Erfttal.


Pflegeheime: Pro Pflege – Selbsthilfenetzwerk fordert konkrete Verbesserungen in der pflegerischen Versorgung der HeimbewohnerInnen

Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk hat mit Datum vom 05.03.2012 ein Schreiben an die stationären Pflegeeinrichtungen (Pflegeheime) im Rhein-Kreis Neuss gefertigt und darin Verbesserungsmöglichkeiten in der pflegerischen und sonstigen Versorgung angesprochen. Eine pdf-Datei mit dem Brieftext steht auf Anfrage zur Verfügung. Es geht vornehmlich um folgende Themen:

• ärztliche Versorgung in den Heimen (mit Vermeidung von unnötigen Krankenhauseinweisungen),
• medikamentöse Versorgung der älteren und pflegebedürftigen Menschen,
• freiheitseinschränkende Maßnahmen (einschließlich Psychopharmaka zur Ruhigstellung) und
• Fort- und Weiterbildung der Krankenpflegekräfte zum Thema Demenz (offensichtlich gibt es Defizite).

Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk würde es sehr begrüßen, wenn wir bei der Umsetzung der hiesigen Anregungen eine breite Unterstützung erfahren könnten. Es ist dabei auch daran gedacht, die Themen beim nächsten Pflegetreff am 15.05.2012 anzusprechen – siehe dazu die aktuellen Hinweise unter
viewtopic.php?t=16058
Bei diesem Treff wird zusätzlich das Thema „Entbürokratisierung in der Pflege“ anstehen. Wir wollen uns dann – hoffentlich mit zahlreichen engagierten Gästen – auch für eine Pflegereform einsetzen (demonstrieren), die diesen Namen verdient.

Es ist im Übrigen vorgesehen, die den Neusser Pflegeeinrichtungen unterbreiteten Vorschläge demnächst auch bundesweit bekannt zu machen. Möglicherweise wird es sich als sinnvoll ergeben, die Themen bei einem Pflegetreff Ende Oktober / Anfang November 2012 nochmals vertiefend zu erörtern und auch darzustellen, was erreicht worden ist.

Werner Schell
Dozent für Pflegerecht und Vorstand von Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk

Die vorstehende Pressemitteilung ist zur Veröffentlichung frei
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwe ... 032012.pdf

PS. Zu unserer Kritik an der geplanten Förderung von Wohngemeinschaften finden Sie eine aktuelle Texteinstellung unter folgender Adresse:
viewtopic.php?t=17041

+++
Diskussionen zum Thema möglich u.a. unter:
viewtopic.php?t=16756&highlight=fixierung
viewtopic.php?t=5281&highlight=fixierung
viewtopic.php?t=16457&highlight=fixierung
viewtopic.php?t=17041
viewtopic.php?t=3387&highlight=%E4rztliche
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
Bild

Presse
phpBB God
Beiträge: 14256
Registriert: 10.11.2006, 12:44

Fixierungen weiterhin in hoher Zahl

Beitrag von Presse » 24.04.2012, 13:13

140 000 Heimbewohner werden im Bett oder Rollstuhl festgehalten

Berlin (dpa) - Hunderttausende Bewohner von Pflegeheimen in Deutschland werden nicht ausreichend gepflegt. Rund 140 000 Menschen werden mit Gittern oder Gurten im Bett oder Rollstuhl festgehalten.
Bei 14 000 von ihnen fehlt die dafür vorgeschriebene richterliche Anordnung. Das teilten die Krankenkassen am Dienstag bei der Vorlage ihres neuen Qualitätsberichts zur Pflege in Deutschland mit.
Kassenverbands-Vorstand Gernot Kiefer forderte, die Häufigkeit solcher Freiheitseinschränkungen sehr deutlich zu reduzieren - und in jedem Fall den Rechtsweg einzuhalten.
Trotz Verbesserungen im Vergleich zum Vorgängerbericht 2007 forderte der Medizinische Dienst der Kassen deutliche Verbesserungen in den Heimen. «Die Qualität der Pflege in Deutschland ist überwiegend gut», sagte Geschäftsführer Peter Pick. «Jedoch wird in zentralen Versorgungsbereichen - Beispiel Ernährung, Dekubitus (Wundliegen) - eine relevante Gruppe von 20 bis 40 Prozent der Pflegebedürftigen nicht entsprechend den anerkannten Standards einer guten Pflege gepflegt.» So hätten 47 Prozent der 700 000 Heimbewohner ein erhöhtes Risiko, sich wund zu liegen. In 41 Prozent dieser Fälle seien Versäumnisse beim Schutz davor festgestellt worden.
Viele Menschen bekämen Pillen zum Ruhigstellen: «Es ist in der Tat so, dass zu viele ruhigstellende Mittel in Pflegeeinrichtungen verordnen werden», sagte Pick. Insgesamt sind 61 Prozent der Heimbewohner wegen Demenz oder ähnlicher Leiden eingeschränkt handlungsfähig.

Quelle: GKV-Spitzenverband, 24.04.2012
https://www.gkv-spitzenverband.de/News_ ... ewsID=3322

WernerSchell
Administrator
Beiträge: 25302
Registriert: 18.05.2003, 23:13

Gewaltprävention in der Pflegepraxis

Beitrag von WernerSchell » 19.02.2013, 09:08

Gewaltprävention in der Pflegepraxis

Fachtagung 15. - März 2013 - Mülheim an der Ruhr

Sehr geehrte Damen und Herren,

Gewaltsituationen in der Pflege zu vermeiden - das ist unser gemeinsames Ziel. Dabei ist es wichtig, dass alle an der Pflege Beteiligten sensibilisiert sind, Handlungsmöglichkeiten kennen und diese anwenden. Mit dieser Veranstaltung möchten wir Ihnen einen Einblick in die Möglichkeiten geben, die Sie schon jetzt nutzen können. Zugleich wollen wir mit Ihnen diskutieren, welche Rahmenbedingungen Gewalthandlungen begünstigen und welche Optionen wir haben, diese zu ändern. Die Tagung in Mülheim ist ein Angebot, sich dem sensiblen Thema zu nähern ohne anzuklagen. Gemeinsam mit Ihnen möchten wir den Weg zu einer gewaltfreien und damit menschlicheren Pflege gestalten.

Barbara Steffens, Ministerin für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter des Landes Nordrhein-Westfalen
Pastor Günther Barenhoff, Vorsitzender Landespflegeausschuss NRW

Veranstaltungsort
Stadthalle Mülheim
Theodor-Heuss-Platz 1
45479 Mülheim an der Ruhr


Der Veranstaltungsort ist barrierefrei.
Sollten Sie Hilfe benötigen, geben Sie
dies bitte bei der Online-Registrierung an.
Informationen zur Anreise finden Sie unter
http://www.stadthalle-muelheim.de

Die Stadthalle ist vom Bahnhof Mülheim
in 12 Gehminuten zu erreichen.
Gebührenpflichtige Parkplätze sind verfügbar.

Anmeldung
Die Teilnahme ist kostenfrei. Eine vorherige Online-Anmeldung ist bis zum 12. März 2013 erforderlich: http://www.mgepa.nrw.de/online-anmeldung

Für die Teilnahme werden bei der Registrierung beruflich Pflegender 6 Fortbildungspunkte anerkannt.

Programm

09:30 Registrierung
10:00 Eröffnung
- Markus Leßmann, Leiter der Abteilung Pflege, Alter, demographische Entwicklung im Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter des Landes Nordrhein-Westfalen
- Pastor Thomas Barenhoff, Vorsitzender des Landespflegeausschusses NRW
10:30 Prävention von Fixierung durch Verfahrenspfleger
Im Gespräch:
- Cäcilia Krüger, Pflegewissenschaftlerin, Verfahrenspflegerin, Universität Witten/Herdecke
- Dr. Annette Lehmberg, stv. Leiterin der Abteilung Öffentliches Recht und Privatrecht im Justizministerium des Landes Nordrhein-Westfalen
11:15 Prävention von medikamentöser Ruhigstellung durch Fallbesprechung
Im Gespräch:
- Dr. Margareta Halek, Deutsches Zentrum für Neurodegenrative Erkrankungen, Standort Witten
- Stefanie Oberfeld, Demenzbeauftragte der Ärztekammer Westfalen-Lippe
12:00 Prävention von Gewalteskalation durch professionelles (Re)Agieren
Im Gespräch:
- Wolfgang Papenberg, Professional Assault Response Training, Unna
- Norbert Grote, Bundesverband Privater Anbieter sozialer Dienste e.V. (bpa), Leiter Geschäftsstelle Nordrhein-Westfalen

12:45 Mittagspause

13:30 Workshops
W1 Die fixierungsfreie Einrichtung
- Gerda Graf, Sophienhof, Niederzier
- Reinhard Schmidt, Haus Rosental, Bonn
W2 Fallbesprechung im Praxiseinsatz
- Sven Reuther, Deutsches Zentrum für Neurodegenrative Erkrankungen, Standort Witten
- Stefanie Oberfeld, Demenzbeauftragte der Ärztekammer Westfalen-Lippe
W3 Professionelles (Re)Agieren lernen
- Wolfgang Papenberg, Professional Assault Response Training, Unna
- Christian Müller-Hergl, Dialog- und Transferzentrum Demenz, Universität Witten/Herdecke
15:00 Berichte aus den Workshops
15:30 Diskussion der Ergebnisse mit Blick auf die aktuellen Rahmenbedingungen
- Barbara Steffens, Ministerin für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter in NRW
- Pastor Thomas Barenhoff, Vorsitzender des Landespflegeausschusses NRW
16:15 Zusammenfassung und Ausblick
16:30 Ende der Fachtagung

Moderation: Beate Kowollik

Veranstalter
Ministerium für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter des Landes Nordrhein-Westfalen
Horionplatz 1
40213 Düsseldorf
Telefon +49 (0) 211 8618 3143
Telefax +49 (0) 211 8618 53143
stefan.juchems@mgepa.nrw.de

Landespflegeausschuss NRW
Geschäftsstelle im
Ministerium für Gesundheit,
Emanzipation, Pflege und Alter
des Landes Nordrhein-Westfalen
Telefon +49 (0) 211 8618 3471
Telefax +49 (0) 211 8618 53471
hans.braun@mgepa.nrw.de
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
Bild

WernerSchell
Administrator
Beiträge: 25302
Registriert: 18.05.2003, 23:13

Fixierung im Heim: Pflegekräfte fühlen sich "mutterseelenall

Beitrag von WernerSchell » 09.03.2015, 07:36

Ärzte Zeitung vom 06.03.2015:
Fixierung im Heim: Pflegekräfte fühlen sich "mutterseelenallein"
Bei der Entscheidung über eine Fixierung wenden sich alle Verfahrensbeteiligten zumeist an die Pflegekraft.
Über Alternativen wurde beim Kölner Sozialrechtstag diskutiert.
mehr » http://www.aerztezeitung.de/nl/?sid=880 ... ege&n=4085

Anmerkung der Moderation:
Die Reduzierung der freiheitsentziehenden Maßnahmen (FEM) in den Pflegeeinrichtungen ist weitgehend
eine Führungsentscheidung. Dazu brauchen wir nicht den Werdenfelser Weg, sondern gute
Führungsstrukturen, die die FEM entbehrlich machen. Wir wissen, wie es geht!
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk macht seit Jahren auf diese Situation aufmerksam und verlangt die
Umsetzung der entsprechenden Erkenntnisse.
Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk (Neuss)
https://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de/
Bild

Antworten