Hausärzte mit Pflegefragen überlastet

Rechtsbeziehung Patient – Therapeut / Krankenhaus / Pflegeeinrichtung, Patientenselbstbestimmung, Heilkunde (z.B. Sterbehilfe usw.), Patienten-Datenschutz (Schweigepflicht), Krankendokumentation, Haftung (z.B. bei Pflichtwidrigkeiten), Betreuungs- und Unterbringungsrecht

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Hausärzte mit Pflegefragen überlastet

Beitrag von Presse » 16.12.2009, 08:14

Forsa-Umfrage: Hausärzte in Deutschland werden mit Pflegefragen überlastet
Gesetzlicher Anspruch auf Pflegeberatung wird zu selten eingefordert


Hamburg, 15. Dezember 2009 - Der Hausarzt gilt als erster Ansprechpartner bei Fragen rund um das Thema Pflege: Jeder dritte Bundesbürger schreibt ihm die größte Kompetenz bei der Pflegeberatung zu. Er muss damit zusätzliche Leistungen übernehmen, die weit über die gesundheitliche Beratung hinausgehen. Die im Zuge der Pflegereform von 2008 eingeführten Beratungsstellen werden dagegen nur von jedem Achten als Ansprechpartner genannt. Dabei sind die Versicherungen zum Aufbau von kostenlosen sowie unabhängigen Beratungsangeboten verpflichtet. Doch nur wenige Menschen wissen von diesen Angeboten. So ist beispielsweise gerade einmal jedem fünften Bundesbürger über 60 Jahre bekannt, dass er ein Recht auf eine kostenlose telefonische Beratung hat. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Bevölkerungsbefragung des Meinungsforschungsinstituts Forsa im Auftrag des Instituts für Management und Wirtschaftsforschung (IMWF).

Selbst unter den von Pflegebedürftigkeit Betroffenen ändert sich nichts an der Präferenz für den Hausarzt. Der Mediziner wird beispielsweise um Rat gefragt bei der Suche nach dem passenden Pflegedienst oder wenn Leistungen aus der Pflegeversicherung beantragt werden. Diese Aufgaben aber sollen nach dem Willen des Gesetzgebers von den neu geschaffenen Pflegeberatungen übernommen werden.

Während die gesetzlichen Versicherungen ihre Pflegestützpunkte dezentral in den Regionen organisieren, hat der Verband der privaten Krankenversicherungen mit COMPASS ein bundesweites Netz an Pflegeberatungsstellen aufgebaut, die nach einheitlichen Qualitätsstandards arbeiten. Die 200 COMPASS-Mitarbeiter haben in diesem Jahr rund 40.000 Gespräche geführt - telefonisch, aber auch vor Ort zu Hause bei den Betroffenen. Unterstützt werden gesetzlich und privat Versicherte.

Die Pflegeberater nehmen dabei Lotsenfunktion im Pflegesystem wahr. Sie informieren über finanzielle Hilfen, stellen Kontakt zu Pflegediensten her oder unterstützen Betroffene beim Antrag auf Feststellung der Pflegebedürftigkeit. Sie begleiten die Pflegebedürftigen und ihre Angehörigen aber auch zum Sozialamt, wenn die eigenen finanziellen Mittel oder das Geld aus der Pflegeversicherung nicht reichen. Ziel von COMPASS ist es, den Menschen trotz Pflegebedürftigkeit und gesundheitlicher Einschränkungen ein selbstbestimmtes und weitgehend selbständiges Leben in ihrer gewohnten Umgebung zu ermöglichen. Bereits heute ist jeder sechste Bundesbürger entweder selbst pflegebedürftig oder hat einen Pflegefall in der Familie. Welche Bedeutung das Thema Pflege angesichts des demografischen Wandels hat, zeigt eine weitere Studie: Demnach wird rund jeder zweite Deutsche im Alter auf Pflege angewiesen sein. COMPASS ist unter der gebührenfreien Servicenummer 0800-101 88 00 bundesweit zu erreichen.

Hintergrundinformationen: Für die Untersuchung wurden im September 2009 insgesamt 1.008 Personen von Forsa befragt. Themen der repräsentativen CATI-Befragung waren Pflege und Pflegeberatung.

IMWF - Institut für Management- und Wirtschaftsforschung Das IMWF wurde aus der Erfahrung heraus gegründet, dass die Ergebnisse wissenschaftlicher Ausarbeitungen und Marktanalysen für Entscheider in der Wirtschaft oftmals nicht die hinreichende Praxisnähe und Relevanz haben. In Folge dessen bleibt die Unterstützung wissenschaftlicher Institutionen durch Unternehmen oftmals hinter den Erwartungen der Lehrstühle zurück. Vor diesem Hintegrund versteht sich das IMWF als Plattform, auf der Kontakte zwischen Wissenschaft und an fundierter Aufarbeitung relevanter Management- und Wirtschaftsthemen interessierter Unternehmen geknüpft werden.

Dieses Netzwerk wird wesentlich durch Wilhelm Alms aufgebaut. Er hat als ehemaliger Vorstandsvorsitzender von Mummert Consulting vielfältige Erfahrungen mit der Umsetzbarkeit von Forschungsergebnissen in der Managementpraxis gesammelt und hat es sich zur Aufgabe gemacht, Brückenschläge zwischen Wissenschaft und Wirtschaft zu initiieren. Wenn Sie an diesem Netzwerk partizipieren wollen, freut sich das IMWF über Ihre Nachricht. Von wissenschaftlichen Partnern wird erwartet, nachweislich praxisorientierte Forschung leisten zu wollen. Im Gegenzug hierzu obliegt es den eingebundenen Unternehmen, relevante Fragestellungen zu formulieren und die Freiräume für die Aufarbeitung dieser Themen zu gewährleisten.

Weitere Informationen finden Sie unter http://www.imwf.de

Quelle: Pressemitteilung vom 15.12.2009
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Roland Heintze
Tel.: +49 40 22703-7160
Fax.: +49 40 22703-7961
E-Mail: roland.heintze@faktenkontor.de

Gaby Modig
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Pflegeberatung gibt es eigentlich ausreichend

Beitrag von Gaby Modig » 25.12.2009, 15:13

Pflegeberatung gibt es eigentlich ausreichend. Man muss sich vor Ort nur gebührend umschauen. Die Pflegekassen beraten verpflichtend, schon immer, und sind seit dem 1.1.2009 ausdrücklich dazu angehalten. Pflegeeinrichtungen geben konkrete Hilfestellungen. Pflegestützpunkte waren und sind überflüssig, verschlingen nur Geld, das besser anzulegen wäre. Nämlich für die Anstellung von mehr Pflegefachkräften. Solche fehlen überall. Und das ist das entscheidende Problem in der Pflege.

Gaby Modig
Pflegesystem verbessern - weg von der Minutenpflege. Mehr Pflegepersonal ist vonnöten!

PflegeCologne
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Pflegeratung nicht vorrangig ärztliche Aufgabe

Beitrag von PflegeCologne » 26.12.2009, 08:00

Pflegeratung nicht vorrangig ärztliche Aufgabe

Guten Morgen,
Ärzte sind nicht mit Pflegefragen "überlastet", sondern schlicht überfordert. Von Pflege haben Ärzte in ihren Ausbildung fast nichts erfahren, in der praktischen Krankenhausausbildung waren ja die Pflegekräfte stets zugegen. Diesen Pflegekräften konnte man sogar noch ärztliche Aufgaben andienen (delegieren).
Beim täglichen Umgang mit den Patienten können die Ärzte den vielfältigen, zum Teil komplizierten, Fragestellungen der Pflege einfach nicht gerecht werden. Das ist wohl auch nicht vorrangig ihre Aufgabe. Dazu sind andere besser geeignet.
M.E. müssen sich die Pflegekassen stärker in die Pflicht nehmen lassen. Diese Kassen müssen ausreichend qualifíziertes Personal vorhalten und patientenfreundlich informieren, und auch konkret helfen.
Ich kann nur empfehlen, solche Beratungshilfen einzufordern.
Lb Grüße
Pflege Cologne
Alzheimer - eine Krankheit, die mehr Aufmerksamkeit erfordert! - Pflegesystem muss dem angepasst werden, auch, wenn es teurer wird! - Ich bin dabei:
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de

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Statt Pflegeberatung mehr Pflegepersonal

Beitrag von Rita Reinartz » 30.12.2009, 08:19

Vielleicht sollten sich auch die Ärzte einmal darüber Klarheit verschaffen, dass in der Pflege mehr Personal vonnöten ist. Wenn es nämlich ausreichend pflegerische Versorgung gibt, brauchen wir auch über die Minimalpflege - Minutenpflege - nicht so kostenträchtig zu beraten. "Beratungsgelder" gehören in die Zuwendungspflege!
Siehe meinen nachfolgenden Beitrag - er sagt alles!

Aus:
viewtopic.php?p=49125#49125
Gaby Modig hat geschrieben: .... Ursache dafür kann eine enge Personaldecke sein, insbesondere dann, wenn das real verfügbare Personal aufgrund von krankheits- oder anderweitig bedingten Fehlzeiten geringer ist als die „theoretische“ Personalbemessung. Eine weitere Ursache können („zeitfressende“) Mängel in der Arbeitsorganisation sowohl innerhalb des Pflegebereichs als auch in der übergreifenden Zusammenarbeit z.B. mit der Hauswirtschaft oder dem ärztlichen Personal sein. ....
Die Ursachen sind sicherlich sehr unterschiedlich. Aber eine Ursache steht überall obenan: der Personalmangel. Darüber lässt sich nicht ernstlich streiten. Die Personalbemessung ist - wohl vorrangig aus Kostengründen - völlig unzureichend und muss dringlichst verbessert werden. Ohne eine solche Verbesserung sind alle anderen Anstrengungen nur Stückwerk und letztlich nicht geeignet, den vielfach beklagten Zeitdruck zu beseitigen.

RR.
Menschenwürdegarantie bedarf bei der Umsetzung entsprechender Rahmenbedingungen. Insoweit gibt es aber Optimierungsbedarf!

Gerhard Schenker
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Selbsthilfe informiert und berät

Beitrag von Gerhard Schenker » 04.01.2010, 08:31

Die Ärzte haben in erster Linie eine gute medizinische Versorgung sicherzustellen. Die Aufgabe, Pflegeberatung anzubieten bzw. zu betreiben, haben sie nicht. Deshalb müssen sie sich nicht mit allen pflegerischen Rechtsfragen befassen und können folglich auch keine entsprechende Beratung anbieten. Dafür stehen die Pflegekassen und die Pflegeeinrichtungen zur Verfügung. Im Übrigen gibt es ja auch noch die Selbsthilfe, z.B. Pro Pflege - Selbsthilfenetzwerk. Dort kann man ebenfalls informiert und beraten werden, unentgeltlich.
Siehe dazu unter
http://www.pro-pflege-selbsthilfenetzwerk.de

In diesem Sinne wünscht ein gutes neues Jahr:
Gerhard Schenker
Das Pflegesystem bedarf einer umfassenden Reform - Pflegebegriff erneuern und Finanzierung zukunftsfest machen!

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