Leitlinien: Handlungskorridor für ... Behandlung

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Leitlinien: Handlungskorridor für ... Behandlung

Beitrag von Presse » 08.01.2009, 14:21

Pressemitteilung der Bundesärztekammer
Leitlinien: Handlungskorridor für eine individuelle Behandlung der Patienten

Behandlungsleitlinien sind im ärztlichen Alltag unverzichtbar. Sie setzen Standards für gute medizinische Versorgung, dürfen aber nicht zum Selbstzweck werden, betonten Experten auf dem 33. Interdisziplinären Forum „Fortschritt und Fortbildung in der Medizin“ der Bundesärztekammer in Berlin (08. bis 10.01.2009). „Gerade in Zeiten eines immer schnelleren Erkenntniszuwachses sind Leitlinien ein wirkungsvolles Instrumentarium, die Qualität und Wirtschaftlichkeit der medizinischen Versorgung flächendeckend zu verbessern. Voraussetzung dafür aber ist, dass sie den aktuellen Stand des medizinischen Wissens abbilden und die Therapiefreiheit wahren. Durch solche Leitlinien wird wissenschaftlich begründete Medizin in der Praxis als Handlungskorridor für eine individuelle Behandlung und Betreuung der Patienten eingeführt“, sagte Prof. Dr. Jan Schulze, Präsident der Sächsischen Landesärztekammer.

Vor dem Hintergrund knapper finanzieller Ressourcen dienten Leitlinien auch dazu, die maßgeblichen, aktuellen diagnostischen und therapeutischen Standards darzulegen, um in der Auseinandersetzung mit den Kostenträgern bestehen zu können. „Leitlinien sollen für Sicherheit und Qualität in der Medizin unter Beachtung ökonomischer Aspekte sorgen. Das heißt, sie sind darauf ausgerichtet, unter Berücksichtigung der verfügbaren Ressourcen gute klinische Praxis zu fördern und die Ärzteschaft sowie die Öffentlichkeit über die jeweils aktuellen medizinisch-wissenschaftlichen Erkenntnisse zu informieren“, so Schulze.

Ein gutes Beispiel für die Anwendung in der Praxis seien die im Rahmen des „Sächsischen Betreuungsmodells“ entwickelten ebenenübergreifenden Diabetes-Leitlinien, durch die sich die Diabetikerbetreuung in Sachsen nachhaltig verbessern ließ. So sei es gelungen, die HbA1c- und Blutdruck-Werte im Beobachtungszeitraum kontinuierlich und signifikant abzusenken. „Die Implementation der integrativen Leitlinien, die konkrete Therapiezielfestlegungen und konkrete Überweisungskriterien enthielten, verbesserte die Kooperation und Kommunikation zwischen den Versorgungsebenen – die Patienten wurden in einem früheren Stoffwechsel-Stadium an Spezialisten (Schwerpunktpraxen) überwiesen als zuvor. Je früher überwiesen wurde, umso besser waren die Ergebnisse von HbA1c und Blutdruck in der gesamten Region. Die bessere Kooperation zwischen den Versorgungsebenen führte zur Anwendung effektiver und effizienter Therapiestrategien, zur Aufhebung regionaler Unterschiede in den Therapiestrategien und im Ergebnis zur schrittweisen Adhärenz an die Therapieziele, wie sie in den Leitlinien empfohlen wurden“, erklärte Schulze.

Quelle: Pressemitteilung der Bundesärztekammer vom 8.1.2008
http://www.bundesaerztekammer.de/page.a ... .6896.6902

Siehe auch unter
Expertenstandards in der Pflege – ein „Goldstandard“?
viewtopic.php?t=10717

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Arzthaftung: Trügerische Sicherheit durch Leitlinien

Beitrag von Presse » 13.06.2014, 06:02

Urteil des BGH vom 15. April 2014 · Az. VI ZR 382/12
http://openjur.de/u/688671.html

Handlungsanweisungen in Leitlinien ärztlicher Fachgremien oder Verbände dürfen nicht unbesehen mit dem medizinischen Standard gleichgesetzt werden. Dies gilt in besonderem Maße für Leitlinien, die erst nach der zu beurteilenden medizinischen Behandlung veröffentlicht worden sind. Leitlinien ersetzen kein Sachverständigengutachten. Zwar können sie im Einzelfall den medizinischen Standard für den Zeitpunkt ihres Erlasses zutreffend beschreiben; sie können aber auch Standards ärztlicher Behandlung fortentwickeln oder ihrerseits veralten.


Ärzte Zeitung vom 13.06.2014:
Arzthaftung: Trügerische Sicherheit durch Leitlinien
Leitlinien dürfen "nicht unbesehen mit dem medizinischen Standard gleichgesetzt werden", urteilt der Bundes¬gerichtshof.
Das hat Konsequenzen für die Arzthaftung bei Behandlungsfehlern.
Von Martin Wortmann
...
Denn Leitlinien spiegelten nicht immer wieder, was bereits zuvor medizinischer Standard war. "Leitlinien ersetzen kein Sachverständigengutachten. Zwar können sie im Einzelfall den medizinischen Standard für den Zeitpunkt ihres Erlasses zutreffend beschreiben; sie können aber auch Standards ärztlicher Behandlung fortentwickeln oder ihrerseits veralten", heißt es dazu in dem Karlsruher Urteil.
"Entsprechendes gilt für Handlungsanweisungen in klinischen Leitfäden oder Lehrbüchern." Schon gar nicht habe das OLG Leitlinien aus anderen Fachgebieten berücksichtigen müssen.
Az.: VI ZR 382/12
mehr » http://www.aerztezeitung.de/nl/?sid=862 ... ung&n=3529

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Leitlinien: Interessenkonflikte der Autoren

Beitrag von WernerSchell » 26.06.2015, 17:41

aerzteblatt.de
Medizin Pressemitteilung
Donnerstag, 25.06.2015
Ausgabe 26 vom 26.06.2015


Leitlinien: Interessenkonflikte der Autoren müssten Konsequenzen haben

Eine Leitlinie – Empfehlungen für Diagnose und Therapie einer Erkrankung – hat das Ziel, die bestmögliche Behandlung eines Patienten darzustellen. Doch häufig kommt es bei ihrer Erstellung zu Interessenkonflikten von Autoren, beispielsweise durch finanzielle Unterstützungen oder aufgrund von Mitgliedschaften in Facharztorganisationen, die in engem Kontakt mit der Industrie stehen. Wie Giesela Schott und Koautoren in einer aktuellen Originalarbeit im Deutschen Ärzteblatt (Dtsch Arztebl Int 2015; 112: 445–51) feststellen, geben die meisten Leilinienautoren ihre Interessenskonflikte an. Für ihre Mitarbeit hat dies jedoch kaum Konsequenzen.
Für die Studie wurden die Interessenkonflikte von 2.190 Experten bei 234 Leitlinien analysiert. Fast neun von zehn Autoren gaben einen Interessenskonflikt an. Meist handelte es sich dabei um die Mitgliedschaft in einer betroffenen Fachgesellschaft oder einem Berufsverband. Jeder Zweite gab einen finanziellen Interessenkonflikt an, was vor allem bei Empfehlungen für medikamentöse Therapien häufig auftrat. Konsequenzen hatte dies jedoch nur ein einziges Mal: Einer der Experten schloss sich selbst wegen seines Interessenkonfliktes von den Abstimmungen über den Leitlinieninhalt aus. Die Studienautoren betonen, dass die Dokumentation eines Interessenskonfliktes alleine nicht ausreicht, sondern auch Folgen nach sich ziehen müsste. Sie sprechen sich dafür aus, sie von unabhängigen Dritten bewerten zu lassen und klare Konsequenzen zu formulieren. Darüber hinaus empfehlen sie, Leitlinien vermehrt von Experten ohne Interessenskonflikte erstellen zu lassen. /mei
Kontakt: gisela.schott@akdae.de

» Artikel im Volltext
http://www.aerzteblatt.de/callback/lett ... m&id=59597
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Verschreiben Ärzte wirklich die beste Medizin?

Beitrag von WernerSchell » 09.04.2016, 07:02

Am 09.04.2016 bei Facebook gepostet:
Gekaufte Leitlinien - Verschreiben Ärzte wirklich die beste Medizin? Auf der Suche nach der richtigen Therapie orientieren sich Ärzte oft an sogenannten Leitlinien. Aber sind die wissenschaftlich objektiv? - Zweifelhaft! Viele dieser Leitlinien könnten von Pharmafirmen gekauft sein! - WDR-Fernsehen informiert (Filmbeitrag, 3,18 Minuten - nur vorübergehend abrufbar) > http://www1.wdr.de/fernsehen/wissen/qua ... ns100.html - Der Film ist ein Beleg dafür, dass dringend über die Arzneimittelversorgung zu sprechen ist - u.a. beim Neusser Pflegetreff am 27.04.2016 > viewtopic.php?f=7&t=21371
Im Übrigen sind einige Rechtsregeln von Bedeutung: Handlungsanweisungen in Leitlinien ärztlicher Fachgremien oder Verbände dürfen nicht unbesehen mit dem medizinischen Standard gleichgesetzt werden. Dies gilt in besonderem Maße für Leitlinien, die erst nach der zu beurteilenden medizinischen Behandlung veröffentlicht worden sind. Leitlinien ersetzen kein Sachverständigengutachten. Zwar können sie im Einzelfall den medizinischen Standard für den Zeitpunkt ihres Erlasses zutreffend beschreiben; sie können aber auch Standards ärztlicher Behandlung fortentwickeln oder ihrerseits veralten. - Quelle: Urteil des BGH vom 15. April 2014 • Az. VI ZR 382/12 ( http://openjur.de/u/688671.html ) - Siehe auch unter > viewtopic.php?f=4&t=19316
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Multimorbidität - Das steht in der neuen Hausarzt-Leitlinie

Beitrag von WernerSchell » 17.11.2017, 08:19

Ärzte Zeitung vom 16.11.2017:

Multimorbidität
Das steht in der neuen Hausarzt-Leitlinie


Die brandneue S3-Leitlinie Multimorbidität stellt den multimorbiden Patienten als "großes Ganzes" in den Mittelpunkt – und gibt Ärzten eine Gesprächsanleitung an die Hand.
Von Anne Zegelman
BERLIN. Am Donnerstag hat die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin (DEGAM) die von vielen Ärzten mit Spannung erwartete neue S3-Leitlinie Multimorbidität vorgestellt. Im Mittelpunkt steht – der Komplexität jedes einzelnen Behandlungsfalls mit mindestens drei chronischen Krankheiten entsprechend – keine konkrete Behandlungsanweisung, sondern ein Gesprächsschema.
... (weiter lesen unter) ... https://www.aerztezeitung.de/nl/?sid=94 ... efpuryykqr

S3-Leitlinie Multimorbidität > http://www.degam.de/degam-leitlinien-379.html
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